NTC

5-Probleme Im Wald

Fargrim

Fargrim fluchte leise, als er eilig sein Kettenhemd überzog. Ihr Auftrag Egor, den Vater von Sameth Rothburn, auf einer Jagd in den Wald zu geleiten, hatte gestern eine komplett neue Form angenommen - und jetzt fehlte der alte Mann auch noch! Vermutlich war er vor ihnen aufgebrochen.

Während Finnan frühstückte und Maryonna schon ungeduldig in der Tür stand, gab Fargrim letzte Anweisungen an den Wirt. Gestern Abend, bei ihrer Ankunft, hatten sie einen der Holzfäller schwer verletzt aufgefunden, und der Zustand des Mannes hatte sich über Nacht nicht gebessert. Eigentlich wollte er den Mann nicht hier alleinlassen, doch er wußte das seine Hilfe im Wald dringender gebraucht wurde. Ein großer Bär trieb dort sein Unwesen. Er hatte schon mehrere Holzfäller angegriffen, und jetzt befand sich ihr Schutzbefohlener alleine dort draußen, mit dem festen Ziel, den Bären zu erlegen.

Überhastet brachen sie schließlich auf, den eindeutigen Fährten des Untiers folgend. Fargrim half Maryonna beim Fährtensuchen - genau betrachtet schien die Sache gar nicht so schwierig, wenn man auf ein paar Dinge achtete. So kam es auch, dass die beiden vorne liefen - und beinahe in eine Fallgrube gestürzt wären, die geschickt verborgen mitten auf dem Weg konstruiert worden war. Fargrim hielt im letzten Moment inne und rief Maryonna eine Warnung zu. Die Halbelfe fing sich in letzter Sekunde. Kaum waren sie so aprubt zum Halt gekommen, als sich von mehreren Seiten Spinnen aller Größe auf sie stürzten. Auch seltsame aufrecht gehende Wesen, mit schweren Äxten bewaffnet, waren unter ihnen. Fargrim erinnerte sich entfernt daran, einmal über Atterkopps gelesen zu haben, aber mehr als rudimentäre Details fielen ihm auf die schnelle nicht ein.

Der Kampf gegen die Spinnenwesen erwies sich als ausgesprochen mühsam: Die Ätterkopps verfügten über die Fähigkeit, Netze zu spucken, mit denen sie ihre Opfer bewegungsunfähig machten. Außerdem richteten ihre Waffen fürchterliche Wunden an. Dazu kam noch, dass der Rest seiner Gefährten nicht über die zwergische Widerstandsfähigkeit gegen Gifte verfügte. Oft war er in letzter Sekunde zur Stelle, um Finnan oder Rhogar vor dem schlimmsten zu bewahren. Letztenendes hatten die Bestien einer organisierten Gruppe jedoch nichts entgegenzusetzen und erlagen eine nach der anderen. Einer der Ätterkopps entkam, den anderen konnte Rhogar festhalten, bevor ihm zwei Pfeile aus Grangers Bogen ein Ende bereiteten. Fargrim stimmte ein kurzes Dankgebet zu Erathis an, in das Rhogar und Finnan einfielen. Wieder einmal hatte das Licht der Zivilisation den Sieg davon getragen.

Erschöpft, aber ohne bleibende Wunden, setzten sie ihren Weg fort. Schließlich erreichten sie eine Lichtung mit Monolithen, in deren Mitte an einem kleinen Lagerfeuer Egor rastete.
'Ah, die Herren sind auch mal angekommen. Dachte schon, ihr hättet aufgegeben.'
Fargrim überließ es Rhogar, ein paar mahnende Worte an den alten zu richten, und inspizierte stattdessen den Steinkreis. Nachdem er keine Spur von Magie entdecken konnte, begab er sich auch zum Feuer. Sie teilten die Nachtwache ein - erst Fargrim, Rhogar, Finnan, dann Maryonna. Nachdem der Rest seine Rüstung abgelegt und sich zur Ruhe begeben hatte, setzte Fargrim sich ans Feuer und beobachtete, immer noch etwas mißtrauisch, die steinernen Stelen und den Waldrand. Die Wache verlief ereignislos, und Fargrim begab sich schließlich zur Ruhe und weckte Rhogar.

Er erwachte durch sanftes Schütteln von Finnan. Sich müde aufrichtend, konnte er schemenhafte Gestalten am Waldrand erkennen. Er griff nach seinem Hammer und nahm sein Amulett in die Hand, doch bevor er seine Rüstung anlegen konnte, strömten plötzlich gut zwei Dutzend Goblins aus verschiedenen Richtungen auf die Lichtung. Während er seine Göttin um Beistand bat und mit einer Explosion heiligen Lichts eine der Kreaturen zu Boden riß, konnte er hinter sich die Hitze von Rhogars Flammenatem spüren, der reichlich Ernte unter den kleinen Bestien hielt. Dann war der Gegner auch schon bei ihnen, und die Klingen der kleinen Biester hinterließen Schnitt um Schnitt in den ungepanzerten Körpern seiner Gefährten. Finnan war im Dickicht verschwunden, nachdem zwei Heckenschützen das Feuer eröffnet hatten. Maryonna stand neben ihm und schickte einen Goblin nach dem anderen mit ihren Pfeilen zu Boden. Der Kampf ging so schnell vorüber wie er begann: Der einzige Vorteil ihrer Gegner war deren zahlenmäßige Überlegenheit, und als diese unter ihren Angriffen dahinschmolz, wurde schnell klar, dass die eigentliche Gefahr bereits überstanden war. Es dauerte nicht mehr lang bis der letzte flüchtende Goblin von einem Wurfspieß Rhogars niedergestreckt war.

Es dauerte ein wenig mehr, bis ihnen klar wurde, dass Egor nicht mehr da war. Fargrim fluchte innerlich, hoffte jedoch, dass der alte Mann 'nur' auf eigene Faust losgezogen und nicht gegen seinen Willen mitgenommen worden war. Doch das mußte sich erst zeigen.