14-Die Kluft Im Shadowfell III
Als das Licht ihn umhüllte, schossen die Ereignisse der letzten Stunden an ihm vorbei.
Nach dem Kampf gegen den Priester der Schattengottheit waren sie einer Hängebrücke gefolgt, in Richtung eines Wasserfalls, den sie schon seit geraumer Zeit gehört hatten. Auf der Brücke begegneten sie drei Kultanhängern - sie sahen aus wie diejenigen, die bei ihrem Eintritt in die Sphäre ums Leben gekommen waren - die einen Gefangenen mit sich führten. Hoffnung keimte auf: Vielleicht konnten diese ihnen den Ausgang weisen? Sie versuchten, ihre gegenüber zu überzeugen, dass es für alle das beste wäre, wenn sie einen Weg hinaus finden würden. Rhogar bot ihren Gegenübern eine beträchtliche Summe Gold an, und diese schienen anzunehmen.
Doch als Rhogar sich ihnen näherte, brach plötzlich Chaos aus. Ohne Vorwarnung warfen ihnen die Gestalten dunkle Zauber entgegen. Aufgrund der schmalen Brücke konnten nur Rhogar und Maryonna kämpfen, Finnan stand erst neben Fargrim und verschwand dann plötzlich unter der Brücke. Die schwankende Brücke machte es extrem schwierig, ihre Gegner zu treffen, und Fargrim sah sich gezwungen das Licht Erathis' herbeizurufen, um schwere Verletzungen seiner Kameraden zu verhindern. Dies, zusammen mit Finnans plötzlichem Auftauchen hinter ihren Gegnern, schien dem Kampf die Wende zu geben, und zwischen den Hieben seiner drei Gefährten fielen zwei ihrer Gegner, woraufhin sich der dritte ergab. Der Gefangen war leider von einem der Kultisten getötet worden, und so blieb ihnen nur eine Informationsquelle - die, wie sich herausstellte, ausgesprochen schlecht Common sprach.
Am Ende der Brücke befanden sich ein Steg und ein kleines Wohnhaus. Nachdem sie erfolglos versucht hatten, ihrem Gefangenen Informationen zu entlocken - er faselte ständig etwas von Hunden - beschloss Rhogar, das zweite Zimmer im Haus aufzusuchen. Er hatte kaum die Tür geöffnet, als ihn eine lange Zunge ins Zimmer zog. Sofort stürzten Fargrim und Finnan ihm nach. Eine Art gepanzerte Hund/Echsenmischung kaute auf dem hilflosen Dragonborn. Finnan stürzte sich auf die Bestie, während Fargrim die Kraft seiner Gottheit beschwor, um Rhogar aus dem Maul des Wesens zu befreien. Maryonna war auf dem Weg zu ihnen, als sich eine zweite Bestie durchs Fenster stürzte und die Waldläuferin halb verschlang. Bevor die Halbelfe jedoch ernsthaft zu Schaden kam, war der erste Angreifer bereits unter den Hieben von Finnan und Rhogar gefallen. Der zweite folgte kurze Zeit später.
Da selbst Rhogar nach dem Kampf am Ende seiner Kräfte war, ruhten sie ein weiters Mal aus. Der Kai ließ sich perfekt verteidigen, und Fargrim konnte ermitteln das die Boote von selbst fuhren - unbeeinträchtigt von der starken Strömung und dem nahen Wasserfall. Nach der Ruhe machten sie sich daher in einem der Boote auf. Maryonna bestand darauf, auch das zweite zu lösen, damit man sie nicht verfolgen konnte. Es fuhr ein gutes Stück vor ihnen.
Fargrim haßte Bootsfahrten. Zwerge waren nicht dafür gemacht, auf Wasser herumzuschippern. Daher war die Reise auch alles andere als angenehm für ihn. Noch unangenehmer war jedoch die Überraschung, die sie bei der Ankunft erwartete. Das Boot, das Maryonna vorausgeschickt hatte, hatte offensichtlich ein paar Lizardmen verwirrt, die sie jetzt mit gezückten Waffen am Kai erwarteten. Finnan lief über das Wasser in die Schatten - offenbar mit Hilfe ein paar magischer Stiefel - während Rhogar versuchte, mit seinem Schild die Blasrohrpfeile ihrer Gegner abzufangen. Fargrim kümmerte sich um die paar, die dennoch ihr Ziel fanden, und mit Gift bestrichen waren. Dann waren sie in Reichweite des Kais, und Rhogar stürzte sich inmitten seines Flammenodems auf den nächststehenden Echsenmensch. Nachdem das Boot angelegt hatte, folgten Maryonna und - endlich - Fargrim. Die Echsenmenschen hatten der Wucht des Ansturms nichts entgegenzusetzen, und binnen kurzem floh der letze Überlebende unter Wasser.
Am Ende des Kais standen die Ruinen einer großen Kathedrale, und in ihr ... eine leuchtend weiße Kugel. In der Kugel konnte man Landschaften erkennen: Wälder, Ebenen, ... kein Shadowfell! Rhogar berührte vorsichtig die Kugel, und wurde hineingesogen. Fargrim, Finnan und Maryonna folgten ihm.
Und dann waren sie im Licht. Fargrim fühlte, dass sie sich noch weiter von seiner Heimatebene entfernten, statt dahin zurückzufinden. Er spürte, wie die schwache Verbindung zu Erathis endgültig riß. Und er hatte das dumpfe Gefühl, dass dies kein Abschied auf Zeit war.