Reise Nach New York
Lady Elizabeth Grey - Tagebuch
Am Morgen nach dem Ball unterhielt ich mich kurz mit Giles und dem Pater...zog mich dann jedoch recht bald zurück. Es galt Briefe zu schreiben und Informationen über die Herren zu sammeln!
Ein persönlicher Brief mit einem Hauch Rosenduft für Mr. Pierce. Ich entschuldigte mich auch für die lange Wartezeit am Ball und drückte meinen Wunsch aus ihn bald wieder zu sehen.
Seine Lordschaft Baron de Ross erhielt einen formelleren Brief, wenn ich mir auch Mühe gab durchscheinen zu lassen, dass ich nicht desinteressiert bin. Und natürlich auch hier wieder etwas Rosenduft auf den Brief, bevor das Papier in den Umschlag wanderte.
Lord Bason Blackwoods Brief war ähnlich jenem des Barons. Formell, aber dezent persönlich mit einem Hauch von Rosenduft.
Der Brief an Oberst Nikolai war der formellste und neutralste. Der Herr mag zwar von adeligem Stand sein, aber als Sohn des Botschafters in Paris und noch ohne eigene Position abseits des Militärs ist zu schwer abschätzbar ob ich in London bleiben könnte. Dennoch gab es auch hier Rosenduft.
Ich konnte nicht viel über die drei Herren in Erfahrung bringen...und auch der gute Dr. JJ wusste nichts zu ergänzen. Aber die Londoner Lodge hat etwas über den Baron in einer der Karteien...mal sehen, was da rauskommt.
Die Antwort von Mr. Pierce erhielt ich recht schnell. Er bedankte sich für den Tanz und drückte sein bedauern über die lange Wartezeit aus. Aber ich denke sein Interesse an mir ist aufrichtig. Er lud mich zum Brunch ein, ließ jedoch die Zeit noch offen. Wann sich hier wohl eine Gelegenheit bieten würde? Und was sollte ich bei dieser Gelegenheit wohl tragen?
Einige Zeit später war Edith mit den anderen auf der Impala und als wir uns mit unserem Sponsor gerade über Ausbaupläne des Schiffes unterhielten, kam ein Telegramm.
Sherlock Holmes wollte uns dringend sprechen...also entschuldigten wir uns und brachen auf.
Mister Holmes eröffnete uns, dass er eine Spur hatte die nach New York führt und es wohl um Jack the Ripper ginge...ich gestehe, ich war etwas in Gedanken, als aufkam, dass wir nach London reisen sollten...
Wie erkläre ich das meinen Eltern? Und was mache ich mit den Herren die sich für mich als potentielle Braut interessieren? Ich hatte gehofft einige Wochen Zeit zu haben um Briefe auszutauschen und vielleicht noch ein oder zwei Treffen mit Lord Bason Blackwood und Baron de Ross.
Und wie lange würde die Reise dauern? Wie viel muss ich packen? Welchen Vorwand kann ich nennen? Ob es gerade etwas modisch interessantes in New York gibt? Ich sollte Ricardo fragen ob er etwas weiß...und vielleicht muss ja Mister Pierce zufälligerweise auch nach New York? Immerhin hat er Geschäftspartner in den Staaten...andererseits...wir kennen uns noch nicht sooo lange und es gibt noch keine Verlobung...was wenn Baron de Ross oder Lord Bason Blackwood davon hören? Würden sie dann noch um mich werben? Oder wären diese beiden Herren dann nicht länger verfügbar?
Ich entschuldigte mich und brach umgehend auf um mir etwas zu überlegen.
Zuerst besuchte ich Ricardo. Mein Lieblingsschneider war gewiss informiert ob es gerade etwas relevantes in Sachen Mode in New York gab. Natürlich wollte er mich lieber in Paris oder Venedig oder Milano sehen. Aber es gab wohl tatsächlich einen Modedesigner aus Paris der mit einer Schneiderin aus Milano zusammenarbeitete und eine kleine Boutique in New York führte. Und eine Modistin aus Wien würde demnächst ihre Hüte präsentieren. Ein Goldschmied hatte wohl auch etwas angekündigt.
Also genügend Gründe warum ich mich in New York nicht langweilen würde.
Zurück zu Hause schrieb ich einen Brief an Mister Pierce und erzählte ihm, dass mir eine Reise in die Staaten vorschwebt und ob er mich nicht begleiten wollen würde. New York sei das Ziel und natürlich würde ich seine Gesellschaft sehr genießen.
Danach begann ich darüber nachzudenken welche Kleider ich mitnehmen wollte. Immerhin musste ich für mindestens einen Monat packen und das für Edith und Elisabeth.
Beinahe hätte ich darauf vergessen Lord Bason Blackwood und Baron de Ross zu schreiben!
Ich berichtete ihnen von meiner geplanten Reise und versprach einen Brief zu senden, sobald ich sicher angekommen sei. Außerdem versprach ich Geschenke aus den Staaten mitzubringen und kündigte an, dass ich mich über ein Treffen zum Brunch oder um Tee nach meiner Heimkehr freuen würde.
Hoffentlich dämpft das ein wenig die Nachricht über meine Reise mit Mr. Pierce ab und die beiden Herren werfen noch nicht die Flinte ins Korn.
Mister Pierce antwortete glücklicherweise recht schnell und schien begeistert von der Idee mit mir nach New York zu reisen.
Jetzt musste ich nur noch meine Eltern überzeugen.
Dies ging überraschend einfach.
Ich hätte damit gerechnet, dass sie etwas mehr Widerstand leisten würden. Allein schon wegen Island. Ob sie wohl hofften, dass Mister Pierce mir in New York einen Antrag macht?
Hauptsache ich kann mitkommen und die anderen Unterstützen. Oder zumindest hoffe ich, dass ich ihnen nicht zur Last fallen werde.
Auf dem Dampfschiff waren Mister Pierce und ich natürlich in getrennten Kabinen und in der ersten Klasse unterwegs. Alles andere wäre fragwürdig.
Wir vertrieben uns die Zeit mit Gesprächen über Belanglosigkeiten, Spielen und Lesen. Es war eine angenehme Zeit. Auch wenn ich zugeben muss, dass so weite Reisen mit dem Schiff wohl nicht meine Lieblingsbeschäftigung werden.
In New York angekommen, machten sich der Pater, Dr. JJ und Giles auf den Weg zur Lodge. Mister Holmes ging in die selbe Richtung um eine Unterkunft nahe der Lodge zu mieten.
Mister Pierce und ich kamen unserem Status gemäß unter. Auch hier wieder getrennte Zimmer. Noch ist er nicht mein Verlobter oder Ehemann.
Ich denke heute Abend wäre dann wohl auch ein guter Zeitpunkt ihn darin einzuweihen, dass ich auch Edith bin...