GunsAndSorcery

5-Es Gibt Sie Wirklich

Bislang hatte Phantom Chromes Erzählungen von den kleinen grünen Männchen immer für Hirngespinste gehalten und wen wunderte das, schließlich waren sie das ja auch. Oder?! Doch langsam beschlichen ihn leise Zweifel. Vielleicht war ja doch etwas an der Sache dran. Seit der verrückten Geschichte mit dem Riesen hielt er alles für möglich.

"Habe ich meine Drogen nicht genommen? War das der Entzug, der mich Dinge sehen ließ, die da nicht wirklich existieren, die nicht existieren konnten?" Diese Fragen stellte er sich immer wieder. Und immer wieder kam dieselbe Antwort darauf. Nein, denn Blaze und Boss hatten es ja auch gesehen und der Agent, den sie aus der Folterkammer gerettet hatten, ebenso.

Seltsame Dinge geschahen also. Die Welt begann sich irgendwie zu... verändern. Und nun hatten sie schon wieder einen ähnlichen Auftrag wie das letzte Mal erhalten. "Ihr seid jetzt quasi Experten auf dem Gebiet dieser paranormalen Aktivitäten, denn ihr seid einige der wenigen, die unmittelbaren Feindkontakt mit denen überlebt haben", hatte man Phantom und seinen Kameraden gesagt und damit indirekt bestätigt, dass es die seltsamen Wesen tatsächlich gab und es sich nicht nur um Hirngespinste und Paranoia handelte. Später sah er noch ein Video - laut Pentagon und Langley definitiv authentisch - in dem ein leibhaftiger Drache (!) ein Militärflugzeug mit seinem Feueratem röstete. Was würde als nächstes kommen? Hobbits und Zauberringe? Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Und doch war es das scheinbar. Und doch hatten sie diesmal sogar einen Auftrag erhalten, der konkret mit der Erforschung dieser paranormalen Aktivitäten zu tun hatte. Zusammen mit Blaze, Gunny und Chrome sollte er sich als Flüchtling getarnt in die entmilitarisierte und neutrale Stadt New Toronto einschleichen. Nach der Häufung seltsamer Vorfälle und ständigen Sichtungen mystischer Wesen hatte das Hauptquartier endlich damit begonnen, die Sache ernst zu nehmen.

Phantom und sein Team folgten daher Hinweisen auf weitere derartige Vorkommnisse. Sie sollten herausfinden, wer oder was ein ganzes Soldatenteam der Asiaten in einem Hochhaus in New Toronto auf brutalste Art und Weise regelrecht niedergemetzelt hatte. Dazu erhielten die vier Tarnidentitäten und etwas Ausrüstung und begaben sich dann in die Stadt, die aus allen Nähten zu platzen schien und von Flüchtlingen schier überrannt wurde. Einige schwere Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände mussten zurückbleiben, um die Tarnung nicht zu gefährden. Doch was Phantom vielmehr beunruhigte war die Tatsache, dass er erfahren hatte, dass die italienische Mafia ihr Unwesen in der Stadt trieb und durch die Krise gerade sehr am Erstarken war. Er ahnte bereits Unheil voraus...

In New Toronto bezog das Quartett dann erstmal Quartier in einem Flüchltingslager und sah sich kurz darauf auch in der Stadt um. Chrome sorgte mit seinen Hackingfähigkeiten dafür, dass sie sich nahezu ungestört umsehen konnten und schon bald hatte das Team das gesuchte Gebäude ohne große Zwischenfälle erreicht. Nach einem kurzen hitzigen "Gespräch" - man lese: Feuergefecht - mit einem heißblütigen und schießwütigen texanischen Möchtegern-John-Wayne erreichten Phantom und Co. die Etage, in der die asiatischen Soldaten abgeschlachtet worden waren.

Vor der Tür wartete jedoch ein ernstzunehmendes Hindernis, nämlich eine gefährliche Claymore-Mine, die ausgerichtet war, um jeden unerwünschten Neuankömmling unwillkürlich ins Nirvana zu befördern. "Das haben wir gleich", meinte Blaze nur und machte sich daran, die Mine zu entschärfen. Nach kurzer Zeit gelang ihm das auch, doch erschrocken stellte er fest, dass sich darunter eine weitere böse Überraschung befand: eine Panzermine. Er durfte sich jetzt nicht mehr weggebewegen und es musste ihm auf Anhieb gelingen, das Ding zu entschärfen. Mit zittrigen Händen machte er sich erneut an die Arbeit und zum Glück gelang es. Doch damit war der Spaß noch immer nicht vorbei, denn die Asiaten hatten das Stockwerk wirklich gründlich gesichert. Nachdem ein weiterer Sprengsatz an der Tür unschädlich gemacht worden war, begab man sich in den dahinter liegenden Raum.

Zwei Männer waren dort geknebelt und an Stühle gefesselt. Nach ihrer Befreiung konnten sie nur wenig Hilfreiches berichten. Einige Maskierte hatten sie überfallen und dann verschleppt. Da die Männer keine große Hilfe, aber Dank einer kurzen Behandlung mittels Medkit auch außer Lebensgefahr waren, wurden sie zum texanischen Freund geschickt und das Team machte sich an die weitere Erkundung des Stockwerks.

Im nächsten Raum befand sich eine Wachdrohne, die Phantom jedoch rasch mit einer Handgranate unschädlich machte. Doch da war noch etwas, denn Blazes Radarsicht, die die Gefährten Dank neuster Technik auch nutzen konnten, zeigte eine schemenhafte Gestalt in dem Raum an. Nach dem Motto "Erst schießen, dann Fragen stellen" wollte Phantom denjenigen abknallen, doch es gelang diesem, in den nächsten Raum zu flüchten.

Plötzlich materialisierte sich direkt vor dem Team ein humanoides, geisterhaftes Wesen, über dessen Leib beständig Flammen züngelten. Was zur Hölle war das? Es schien aus purem Feuer zu bestehen, aber es war definitiv lebendig, bewegte sich und war außerdem verdammt wütend. Panisch jagte Phantom zwei Salven aus seinem Sturmgewehr auf das Monstrum und der Rest des Teams eröffnete ebenfalls das Feuer. Einige Kugeln gingen einfach durch das Ziel hindurch, doch die meisten verfehlten es glücklicherweise nicht und so löste sich das Elementarwesen so schnell wie es erschienen war auch wieder auf.

Nun galt es noch den Geflüchteten zu schnappen. Man setzte ihm nach und stellte ihn rasch zum Gefecht. Mittels der Technik des 21. Jahrhunderts gelang es den scheinbar nahezu unsichtbaren Kerl doch irgendwie ins Visier zu nehmen. Es wurde aus allen Rohren gefeuert und irgendwann brach der Bursche zusammen. Da erst wurde er sichtbar und das Team konnte ihn genauer in Augenschein nehmen.

Nicht nur, dass er eine archaische, mittelalterlich anmutende schwere Rüstung aus Kettenringen und Metallplatten trug war seltsam. Auch das Schwert, das seine Bewaffnung darstellte, wunderte Phantom & Co. sehr. Doch am aller erstaunlichsten war schlichtweg die Tatsache, dass der Typ kein Mensch, sondern irgendetwas... Anderes war. In einem Tolkien-Roman hätte man ihn wohl als Ork bezeichnet, denn er besaß mächtige Hauer in seinem Kiefer, war bullig und muskulös vom Körperbau her und hatte eine dunkle, bräunlich-ledrige Haut.

Nach dem ersten Erstaunen untersuchte Phantom den Ork und tatsächlich war er noch am Leben. Der Bursche war wirklich zäh und ein ziemlich harter Hund im Nehmen, denn sie hatten ihm jede Menge Blei in den Körper gepustet. Die Vitalanzeige am Medkit spielte verrückt und so musste er sich seiner eigenen Kenntnisse bedienen, um den mit dem Tode Ringenden zu stabilisieren. Die Anatomie des Fremden war jedoch mit der des menschlichen Körpers erstaunlich vergleichbar und so gelang es Phantom letztlich den Ork zu retten. Mit den andern schaffte er ihn nach unten zum Wagen, denn er sollte so schnell wie möglich aus der Stadt ins Hauptquartier gebracht werden, wo man beschlossen hatte ein Verhör zu versuchen.

Ob das überhaupt klappen würde, da der Ork nur seine eigene komische Sprache zu sprechen schien bezweifelte Phantom sehr, doch damit sollten sich die hohen Tiere rumschlagen, das war jetzt nicht mehr sein Problem. Das Team hatte jedenfalls den ersten Teil seines Auftrags in New Toronto erledigt.

Der zweite Auftrag war einfacher: irgendetwas hatte in letzter Zeit Leute aus dem Flüchtlingslager angefallen und getötet. Die Leichen waren grausam verstümmelt. Laut verstörten Augenzeugen Soll es sich dabei um ein schreckliches, albtraumhaftes Monster gehandelt haben. Um den Hinweisen auf weitere paranormale Aktivitäten nachzugehen und dem Morden Einhalt zu gebieten wurde das Team also ausgeschickt.

Nach Sichtung der Spuren wurde schnell klar, dass kein Mensch über deratige Kräfte verfügen konnte. Der Aktionsradius des Wesens konzentrierte sich in der Nähe einer alten Kapelle und so legte man sich dort auf die Lauer, um den nächsten Angriff zu vereiteln.

Der ließ auch tatsächlich nicht lange auf sich warten. Es war wirklich eine Kreatur aus einer anderen Welt, die jeder Beschreibung spottete. Das Seltsamste war jedoch, dass in der Nähe des Wesens sich die Realität zu verändern begann. Die Gruppe fand sich kurzzeitig in uralte, verzauberte Wälder zurückversetzt und überall war Nebel. Der Lärm der Großstadt war verschwunden und inmitten dieser Naturidylle stürmte das Monster zum Angriff.

Nachdem man ein ganzes Arsenal an Waffen auf das Ungeheuer abgefeurt hatte, hauchte es aber ebenso wie der Riese und der Feuerelementar sein Leben aus. "Wenn es blutet, dann kann man es töten", lachte Phantom in sich hinein und fragte sich, was wohl noch für seltsame Wesen aus anderen Welten auftauchen würden.