1-Der Große Induktionsspulen-Diebstahl
Dusty
Dusty kletterte den verbogenen Metallträger hinauf, der zu der Ferrensiedlung führte, in der sich seine Familie während des Aufenthalts in Grey Mesa niedergelassen hatte. Die 'Siedlung' bestand aus mehreren großen Fässern, teils umgekippt, bei denen entweder ganz der Deckel fehlte oder hinreichend große Löcher in den Wänden waren. Die Geräuschkulisse wurde von dem großen Generator am Ende des Dorfs dominiert, den Gizmo aus verschiedenen Restteilen zusammengebastelt hatte. Strom war hier unten ein Luxus.
Die meisten Familienmitglieder waren unterwegs, auf der Suche nach verwertbaren Teilen. Doch ihr Großvater, der Älteste, saß wie immer in seinem aus alten Reifen zusammengetackerten Lehnstuhl. Dusty holte 10 Royals unter seiner dreckigen Kleidung hervor und ließ sie auf den Tisch fallen.
'Geld-Geld!'
Der alte Ferren wendete sich ihm zu.
'Ah, schön. Hast du was verkaufen können oben auf dem Markt, hmmm?'
'Ja. Induktionsspulen.'
Sein Gegenüber schien überrascht.
'Induktionsspulen? Die hattet ihr aber nicht dabei als ihr hochgegangen seit. Die waren doch in meiner Jugend schon kaum noch in Gebrauch.'
Dusty beeilte sich, weiterzusprechen, bevor der Alte in Erzählungen über seine jungen Jahre ausschweifte.
'Haben wir noch gefunden. In einer Fabrik-Fabrik. Für die Overwrought, die uns angesprochen hat, nachdem wir Maxine Mensch geholfen hatten.'
'Langsam, Junge. Du machst keinen Sinn. Wem habt ihr geholfen?'
Dusty setzte sich neben den Tisch auf den Boden und begann, an einem alten Stück künstlichen Brots herumzunagen, dass noch auf dem Tisch lag.
'Wir sind zum Markt-Markt gegangen. Dann war da ein Bettler. Menschenbettler. Ich habe mir nichts gedacht und Gizmo hat eh wieder nichts mitbekommen. Plötzlich, als der Bettler-Bettler die tätowierte Menschin neben uns sieht, pfeift er, und aus den Gassen kommen noch mehr. Mit Messern. Einer hatte sogar eine Pistole. Wir sind gleich abgehauen, die nächste Wand rauf.'
'Richtig, Junge. Wenn Menschen sich gegenseitig umbringen wollen, sollen sie das tun. Bloß nicht einmischen.'
'Gizmo ist aber abgerutscht, nicht weit genug gekommen. Zwei von den Angreifern waren in einer Rauch-Rauchwolke, ganz verwirrt, die Gizmo gemacht hatte ...'
'Der Gizmo!'
'... zwei sind auf die Menschin, aber einer hat nach Gizmo geschlagen. Dann hat sogar einer auf ihn geschossen! Ich bin soweit hoch dass ich außer Reichweite war, und hab dann selbst mit der Pistole-Pistole geschossen.'
'Hmm, hmm.'
'Die Menschin hat Feuer-Feuerbälle geworfen! Damit sind die Angreifer schnell gefallen, aber es hat schon wer gerufen Whitecloaks!. Wir sind dann schnell weggeklettert, und haben die Menschin aus dem Gefahrenbereich gelotst.'
'Warum?'
'Sie hatte uns doch gesehen. Du weißt, die Whitecloaks kennen mein Gesicht.'
'Stimmt, Junge'
'Dann hat uns jedenfalls die Overwrought angesprochen. Wir scheinen fähig, und sie braucht Induktionsspulen-spulen. Fünfzig Royals pro Spule, drei Stück will sie.'
'Hmm. Und ihr habt die gefunden, sagtest du?'
'Ja, Gizmo wußte von einer alten Fabrik-Fabrik, wo sie die noch verwenden. Da sind wir zu dritt hin, dann. Da haben wir die gefunden, im Lager-Lager.'
'Gefunden? Im Lager? Junge, das wird kein gutes Ende nehmen mit dir.'
'Da waren fiese Overwrought, aber dank Gizmos Rauch-Rauchbomben sind wir entkommen. Sind dann einfach rausspaziert. Gut, die Arbeiter waren abgelenkt, wegen der Sache mit der Schraube-Schraube.'
'Schraube?'
'Von dem Rohr. Die war lose. Ich hab sie rausgenommen, und Gizmo hat sie elektrifiziert und in eine Maschine-Maschine geworfen. Da waren die beschäftigt.'
'Diebstahl und Sabotage? Du läßt nichts aus, hmm?'
'Tu was ich kann. Die zehn Royals sind für die Familie, für Essen-Essen.'
Der alte nickte zufrieden, während Dusty Richtung Gizmos Werkstatt spazierte, um ihm die hübsche Spule zu zeigen, die er auch in dem Lager gefunden hatte.
Maxine
‚Dieser Idiot! So etwas will ein liebender Vater sein! Fahr zur Hölle Daddy! Ich komm schon klar. Jeff hat mir alles beigebracht. Du wirst schon sehen, ich kann auch ohne deine Kohle überleben – Daddy!....’ Diese und noch ein paar ähnliche Gedanken gingen Maxine gerade im Kopf herum, als plötzlich ein Bettler vor ihr stand und tat was Bettler eben tun. Das fehlte ihr gerade noch, schließlich hatte sie selbst gerade keinen einzigen Royal in der Tasche, die Nähe zu ihrem Mentor verloren, ihrem früheren Leben den Rücken gekehrt und wirklich genug eigene Probleme.
„Sorry Kumpel, bin selber plank.“ Sie wollte schon weiter ihrer Wege gehen, da erschallte ein gellender Pfiff. Nur wenige Augenblicke später kamen ein paar Typen, die wirklich fies aussahen um die Ecken gebogen. Noch ehe Maxine verstand was eigentlich hier vorging wurde sie von dem Bettler attackiert. Ohne noch länger darüber nachzudenken reagierte sie, da sie ja ohnedies schon ziemlich geladen war, fiel es nicht weiter schwer einige sehr tödliche Feuerblitze zu platzieren. Unweit von ihr tat sich plötzlich eine Rauchwolke auf, aus dieser kam noch ein weiterer von diesen Schlägern, auch er fand ein jähes Ende. Ein oder zwei weitere gaben Fersengeld. Schnell hatte sich eine Menschenmenge gebildet. Jemand rief: „Whitecloaks!“, dann ging alles sehr schnell. Maxine begriff instinktiv, dass sie hier verschwinden musste – schnell. Es war zwar Notwehr, aber irgendwas sagte ihr, dass dies nicht von Bedeutung sein würde, wenn sie erst in die Fänge der Whitecloaks geraten würde. Vor allem, was wenn die ihren Vater informieren?
Ab durch die Mitte, um die nächste Ecke und dann in einen Hauseingang geduckt, erstmal verschnaufen, sich beruhigen und wieder einen klaren Kopf kriegen. ‚Mit diesen roten Linien im Gesicht fall ich noch mehr auf, also ruhig Blut Maxine…’. „Pst…! Komm hier entlang-lang, um die Ecke-Ecke.“ Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Ferren von oben auf, baumelte einfach von einer Kette und bedeutete ihr den Hauseingang zu verlassen, und um die nächste Ecke zu biegen. Dort guckte ein weiterer Ferren aus einem offenen Abflussrohr. Ein komischer Kautz, im Gegensatz zu dem Kettenbaumler, welcher nur ein paar unansehnliche Fetzen am Leibe trägt, hatte dieser hier einen nicht minder unansehnlichen Laborkittel an. Außerdem eine seltsame Brille am Kopf, und rote kleine Knopfaugen. Dafür dass er so klein ist, ist er ganz schön aggressiv, wollte dauernd von Maxine wissen, warum sie das getan hatte, warum sie ihn und seinen Bruder in Gefahr gebracht hatte. Es brachte nichts ihm zu erklären, dass sie nichts dafür konnte, also gab sie es auf.
Das Streitgespräch wurde von einer Overwrought unterbrochen, die den dreien Lob aussprach. Sie hätte die Szene beobachtet, und wäre von unseren Fähigkeiten beeindruckt. Außerdem hätte sie einen Auftrag für uns. „Auftrag-Auftrag? Für Geld-Geld?“ quiekte der kleine, braune Ferren. Tenturra, so hieß die Overwrought, erklärte dass ihre Waren noch nicht vollständig angekommen waren, dass sie 3 Induktionsspulen benötige, und dass sie pro Stück 50 Royals zahlen würde. Die Debatte darüber, ob sie den Auftrag annehmen, wie sie das Geld aufteilen würden und ob es überhaupt eine Zusammenarbeit zwischen ihnen geben würde, wurde jäh unterbrochen. Der Mob wurde ihrer gewahr und die Whitecloaks waren auch nicht mehr weit. Es blieb kein anderer Ausweg, Maxine musste den beiden in das Abflussrohr folgen. Es war widerlich, es stank, es war glitschig und schmutzig – und dann auch noch … ‚Igitt!!!’
Nach einem schier endlosen Weg durch die Kloake kamen sie ans Ziel, eine Art Stadt unter der Stadt. Noch düsterer, viel dreckiger und muffiger, als alles, was Maxine bis dahin erlebt hatte, was – wie sie nie zugeben würde – nicht besonders viel war.
Nach gründlichem Nachdenken, kam sie zu dem Schluss, dass es dringend notwendig wäre etwas Geld zu verdienen, denn ganz ohne kam man in Greymesa nicht weit. Also irgendwie musste sie sich mit den kleinen Nagern arrangieren. Es folgten leicht enervierende Verhandlungsgespäche, die nach einem kurzen flackernden Aha-Erlebnis seitens der Ferren, mit einer Einigung, einer Vorstellungsrunde und einem Plan endeten.
Dusty, der kleinere mit dem braunen Fell, den dreckigen Fetzen und der Kette, wirkte stets etwas nervös, aber freundlich. Dann gab es da noch: Gizmo. Er war ein Albino und reichlich garstig, er versuchte Maxine ständig zu übervorteilen. Er war es aber auch der dem Plan ein Gesicht gab. Es ging dabei um eine Lebensmittelfabrik, welche diese Indukt…, Indukt…, diese Spulen eben, noch in Verwendung hatte. ‚Mal sehen, es wird schon irgendwie werden.’
Sie kletterten eine ganze Weile durch eklige Rohre, Rinnen und unterirdische Gänge, bis sie laut Gizmo bei dieser Fabrik sein sollten. Dort angekommen, stießen sie auf ein lösbares Problem. Der Lüftungsschacht, durch den sie einsteigen wollten, war durch ein Gitter versperrt. Es dauerte nicht lange, und dieser Umstand hatte sich geändert. Langsam und leise ließen sie sich an Dustys Kette herunter in die Fabrikhalle gleiten. Sie schafften es tatsächlich ungesehen, wenn auch nicht unbemerkt zu bleiben. Dusty verschwand kurz und wenige Momente danach krachte und grammelte es bei einer der Maschinen. Die komplette Belegschaft lief dort zusammen und sie hatten freie Bahn. Der Lagerraum war schnell gefunden und mit einer unglaublichen Schläue, die ihm Maxine gar nicht zugetraut hätte, gelang es Gizmo die Overwrought-Wächter zu verwirren. Sie gelangten hinein, fanden das Gesuchte und mit einem vernachlässigbaren Ausfall der beiden Overwroughts gelang es ihnen die Ware auf einen Wagen und damit aus dem Lagerraum zu schieben.
Am Weg nach draußen wollte sie dann noch mal jemand aufhalten. Glücklicherweise hatte Dusty daran gedacht, und ein paar von den fabrikeigenen Formularen mitgehen lassen. Diese und die Tatsache, dass der Typ ein selten dämlicher Hoschi war, verschafften ihnen quasi freies Geleit.
Anschließend wurde die Wahre bei Tenturra abgeliefert, sie legte noch mal 10 Royals pro Spule drauf und so kassierte jeder von ihnen 60 Royals, entgegen aller Versuche Gizmos Maxine mit nur 10% abzuspeisen. Es wurde noch ein Kommunikationsweg vereinbart, dann ging jeder seiner Wege. Maxine suchte zunächst eine Herberge mit Waschgelegenheit.
Gizmo
Kaum mußte ich mein Labor verlassen weil mein neuester Transwechsler explodierte und Narus-Gas entwich, schon zerrte mich Dusty in die Oberwelt. Naja zumindest konnte ich den Arm für meinen Ratbot mitnehmen.
Was er dort wollte war mir nicht klar, aber er hat wie immer den Ärger angezogen . Ich war mitten in bei der Fertigstellung des Arms als uns plötzlich Menschen anfielen. Als Ablenkung opferte ich den Ratbot-Arm und sorgte damit für Chaos, aber die Ölspuren auf meinen Klauen verhinderten meine Flucht. Aber zu dritt, ein menschlicher Runecaster war deren Primärziel, konnten wir sie bezwingen.
Dusty und ich verschwanden über die Häuserwand als die Whitecloaks kamen und halfen auch der Menschenfrau, immerhin hat sie uns gesehen und wer weiß was sie so alles ausplappert wenn sie geschnappt wird. Ein Overwrought, mit einen Mark-3 Arm und den dazu passenden Ohren mit eingebauter Sonic Schallverstärkern, erschien plötzlich vor uns. Wir wollten schon verduften, als sie uns plötzlich Geld für Induktionspulen anbot. Die sind zwar nicht leicht zu bekommen, aber das Geld konnten wir schon brauchen und ich wußte wo wir sie bekommen konnten. Maxine nahmen wir ebenfalls mit, weil die Spulen nicht gerade leicht sind, aber wenn ich gewußt hätte das sie sich mit ihren 10% nicht zufrieden gibt hätte ich mir das vielleicht anders überlegt.
Dusty kannte den Weg zur Fabrik und mit Hilfe einer Elektromagnesierten Schraube konnten wir eine ihrer Maschinen so lahmlegen das wir unbemerkt ins Lager kamen. Dort standen aber zwei Battlegear-9 Wache, die aber nicht schlau genug waren um unser Täuschungsmanöver zu durchschauen.
Wir lockten sie ins Lager, begruben einen unter ein Regal und drohten den anderen mit unseren Waffen. Kaum hatte sich der erste Overwrough freigegraben, hatten wir uns aber schon mit den drei Induktionspulen aus dem Staub gemacht. Der Weg hinaus war in dem Chaos und eine Kleinigkeit.
Unserer Auftraggeberin hielt ihr versprechen, händigte uns die Belohung aus und sagte etwas über zukünftige Aufträge. Wir verschwanden jedoch so schnell wie möglich und ich kehrte zu meinen Labor zurück.