Rippers

Epilog

Garras

Garras schaute die Reihen der Armee entlang, die sich außerhalb der Stadtmauern Kairos versammelt hatte. Grimmige Gesichter, Entschlossenheit, doch bei viel zu vielen Soldaten auch eine tiefliegende Angst, die sich in nervösen Blicken und zitternden Händen widerspiegelte. Es würde alle Erfahrung der Ripper brauchen, um die Moral in den kommenden Stunden aufrecht zu halten. Die Erfahrung hatten sie - doch es waren so wenige Ripper, die kurzfristig hatten anreisen können ...

Während sein Blick nach vorne schweifte, den Angreifern entgegen, schweiften seine Gedanken zurück zu den Tagen nach dem Sieg über Graf Drakula. Sie hatten Jack das Elixier verabreicht, und dadurch die Gefahr des teuflischen Agenten - und des Kabal - endgültig gebannt. Die Festung hatten sie den Flammen übergeben, dann waren sie an der Seite des geheilten Johann nach London zurückgekehrt.

Dort stand Johann erstmal eine Umstrukturierung der Ripper bevor, denn mit dem Wissen aus dem schwarzen Buch konnte Rippertech nicht mehr geduldet werden. Zu hoch war der Preis: Die eigene Seele. Während Ramesses sich nach Ägypten begab, um dort ein paar Angelegenheiten zu erledigen, rüsteten sich Landon, Garras und Nikolai für eine weitere große Expedition: Einen Ausflug nach Atlantis, um das Geheimnis um das Elixier zu lösen, dass Johann gerettet hatte.

Die Suche durch die Ruinen dauerte lange, doch schließlich waren sie erfolgreich: Nikolai und Landon fanden das Geheimnis um das Elixier, dass jedem, der willens war, der Rippertech für immer abzuschwören, eine zweite Chance auf sein Seelenheil gab. Zurück ließen sie ausreichend Dynamit, um das infernale Tor in Atlantis zu zerstören. Kurz darauf wurde auch das letzte Tor außerhalb der Hölle - in der Rosslyn Chapel - vernichtet.

Doch der Kampf gegen die Rippertech war noch nicht gewonnen: Während Nikolai die Herstellung und Behandlung übernahm, musterte sich Garras zu einer Art interner Polizei der Rippers: Er jagte allen nach, die noch Rippertech nutzten, und stellte sie vor eine einfache Wahl: Erlösung oder Tod.

Vor einigen Wochen hatte ihn seine Jagd nach Ägypten geführt. Es fiel ihm immer noch schwer, zu glauben, was er dort vorgefunden hatte: Ramesses hatte eine Armee aus Mumien erschaffen und begonnen, das alte Pharaonenreich wieder zu errichten. Niemand geringeres als Landon, der immer noch ein Anhänger der Rippertech war, ging ihm dabei zur Hand. Jetzt hing alles an diesem schicksalsreichen Tag, wo vor den Mauern Kairos die britische Armee, gestärkt von Rippern, den Angriff der Horden Ramesses erwartete, die langsam und von Sandstürmen umhüllt auf die Stadt zumarschierten.

Garras verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die Wut und Trauer mischte. Wie hatte es soweit kommen können? Er hatte noch klar vor Augen, wie er und die Mumie sich glücklich die Hände geschüttelt hatten, nachdem Drakula besiegt worden war. Und auch das Mantra des alten Pharao: 'Rippertech war der Anfang vom Untergang, schon für uns!' ... ob damals, trotz dieser Worte, schon der Keim des Wahnsinns in dem alten Mann geschlummert hatte? Garras fühlte sich müde. Sieg oder Niederlage, dies würde sein letzter Kampf werden ...

Ramesses

Nachdem Dracula geschlagen und die Ripper in die Elephant Queen nach Indien zurückgekehrt waren, sollte eigentlich Ruhe einkehren. Doch etwas nagte an Ramesses' Verstand. Er konnte aus dem Nichts Mumien erschaffen und hatte Lebende, Tote, Untote besiegt. Er hatte den Totengott Osiris über 3000 Jahre geschlagen. Er war durch die Hölle gegangen. Wieso sollte es ihm dann nicht möglich sein, das Schicksal zu verändern und seine Geliebte Xhemile wieder zu erwecken? Der kleine Imp, den er aus der Hölle mitgebracht hatte, redete Ramesses positiv zu.

Er bat seine Kollegen um Urlaub und begab sich nach Ägypten, um dort in den Gräbern seiner Vorfahren und Nachkommen nach Hinweisen zu suchen. Der Imp erwies sich bei diesem Unterfangen im Austausch gegen die eine oder andere Seele als äußerst kooperativ. Und tatsächlich wurde Ramesses in alten Inschriften im Grab Imhoteps fündig. Zwei Jahre lang studierte er und praktizierte er das lang vergessene Wissen und es gelang ihm, seine Geliebte aus ihrer Asche wieder zu erschaffen.

Doch auch an Xhemile's Verstand war der Tod nicht spurlos vorüber gegangen. Während sie Ramesses in ihren Bandagen hielt, flüsterte sie ihm leise zu: "Liebster, du bist rechtmäßiger Nachfahre der Ägypter. Dies ist dein Reich. Nimm dir zurück, was Basaam dir und deinem Vater vor 3000 Jahren genommen hat."

Geblendet von den Worten Xhemiles beschwört Ramesses seine alte Garde. Nicht 3, nicht 4, nicht 8, sondern tausende Mumien erstehen aus dem Sand - die Macht Ramesses scheint ungeahnte Ausmaße anzunehmen. Aus der Wüste zieht er mit seiner Armee, Hand in Hand mit seiner Geliebten, und einem kleinen Teufel auf der Schulter, gen Kairo ... wo seine ehemaligen Ripperkollegen in einer letzten Schlacht bereits auf ihn warten ...