Rippers

6-Ein Vampir Zu Viel

Kurzfassung: Nach dem Sieg über die Monstrositäten der Domvilles wollen Chi-Yu, Morley, Blackwell und Granger als nächstes die chinesischen Vampiere ruhiggestellen. Man beschattet den Händler Liang-Fu, der jedoch bei einem Fenstersturz zu Tode kommt - jemand anderer war schneller gewesen. Scotland Yard verhört darauf hin die Mitglieder der Lodge, da sich "seltsame Dinge" dort Häufen, doch die Ripper können ihre Unschuld glaubhaftig machen. Am nächsten Tag soll die Villa des verstorbenen Liang-Fu untesucht werden, die Gruppe dringt dort ein. In einem Geheimraum im Weinkeller werden Reste eines Rituals gefunden, mit dem ein Vampir erschaffen wurde. Diener berichten, der dazugehörige Magier habe sich aber gegen Liang-Fu und ihn ermordet, vielleicht als Strafe für seine Inkompetenz. Man folgt dem Vampir und seinem Meister zum Speakers Corner, doch der Blutsauger erweist sich als zu mächtig. Der Magier kann noch gefangen werden, dann müssen sich die Ripper angeschlagen zurückziehen.


Lord Christopher Alan Morley

Alan saß im Hauptquartier der London Lodge, den Arm frisch verbunden. Ein Zimmer weiter wurde Georgina, die es recht schlimm erwischt hatte, von den vereinten Kräften seiner Gefährten und der hiesigen Heiler wieder zusammengeflickt. Alan verfügte über keinerlei Talent beim Heilen, daher blieb ihm momentan nichts zu tun als zu warten. Zu warten, und zu überlegen was die letzten Tage falsch gelaufen war. Denn seit sie die Hydefabrik bei den Domvils ausgehoben hatten, war nichts mehr nach Plan gelaufen.

Sie hatten einstimmig beschlossen, auch der Vampirgeschichte auf den Grund zu gehen und diese zu beenden - auch wenn dies bedeuete, dass sie sich erneut in die Angelegenheiten dieses chinesischen Händlers - Lyang-Fu? - mischen mußten, dessen Lagerhaus den Flammen zum Opfer gefallen war. Ihre Nachforschungen hatten zu Beginn Früchte getragen, sie hatten Spring-Heeled Jack getroffen und waren nach einigen Nachforschungen - und dem Eindringen in ein Lagerhaus - zu dem Schluß gekommen, dass das Zentrum der Unruhe wohl ein nahegelegenes Herrenhaus sein mußte, dass Lyang-Fu gehörte. Sie hatten das Haus gerade unter Beobachtung genommen und diskutiert, ob und wie sie eindringen sollten, als ihnen das Schicksal zuvor kam: Aus einem Fenster im ersten Stock flog ein Körper. Kurz darauf herrschte Tumult, und Blackwell, Granger sowie Shepperd zogen sich in eine nahe, dunkle Gasse zurück, während Chi-Yu in Erfahrung brachte, dass niemand geringeres als Lyang-Fu selbst durch das Fenster geflogen war und sich offensichtlich das Genick gebrochen hatte. Da in der Aufregung nichts zu machen war, zogen sie sich erstmal zurück.

Der nächste Tag begann damit, dass sie alle - außer Chi-Yu, der offensichtlich rechtzeitig gewarnt wurde - zu Scotland-Yard gebracht und dann dort befragt wurden. Alan hatte sich gestellt, obwohl er Waffen dabei hatte, doch er wünschte er hätte einen anderen Namen hinterlassen als Neil Shepperd. Jetzt, wo Scotland Yard den Namen und eine Adresse hatten, wo sie ihn finden konnten, mußte er vorsichtiger sein mit seiner Zweitidentität. Sie würden zweifelsohne feststellen, dass für Neil Shepperd keine Unterlagen existierten. Nun, es wäre nicht das erste Mal das so etwas verloren ging. Und im Endeffekt war er nur seinem Bestreben gefolgt, so ehrlich wie möglich zu sein.

Sie waren am nächsten Abend zum Herrenhaus Lyang-Fus aufgebrochen, zu dem Chi-Yu aufgrund seiner Stellung bei den Chans problemlos zutritt erlangte. Nachdem sie im Keller sehr unangenehm von einem überaus aggressiven Diener überrascht wurden, den Neil mit einem Knaufhieb ins Reich der Träume sandte, entdeckten sie hinter einem Weinregal den vermuteten geheimen Zugang. Die Szenerie war angenehmer - so man dieses Wort verwenden konnte -, mehr ein Friedhof als ein Schlachthaus. Die wenigen Schergen ergaben sich ihnen widerstandslos. Miss Granger machte sich umgehend daran, sicherzustellen, dass die Leichen nicht mehr als Vampire auferstehen würden, während Chi-Yu die Leichen befragte und Blackwell versuchte, aus den Symbolen an der Wand schlau zu werden. So konnten sie in Erfahrung bringen, dass der Magier, der für die Erschaffung der Vampire zuständig gewesen war, einen sehr mächtigen Vampir erschaffen und diesen dann aus dem Bann gelöst hat. Er war für den Tod Lyang-Fus verantwortlich und Richtung Speakers Corner aufgebrochen. Eilig machten sie sich auf den Weg dorthin, nachdem sie dafür gesorgt hatten, dass Chi-Yus Bruder die Angelegenheit diskret bereinigen ließe. Sie hofften, in Speakers Corner Vampir und Meister zu erwischen, bevor diese viel Schaden anrichten konnten. Nun, den Vampir hatten sie gefunden - und damit beinahe auch ihr Ende. Die Kreatur war schier unverwundbar, und ohne Chi-Yu, der zuerst den Meister betäubte und dann die Kreatur mit einem Treffer ablenkte, wär ihnen wahrscheinlich nicht einmal der strategische Rückzug geglückt.

Sie hatten den Meister gefesselt mit in die London Lodge gebracht. Dieser behauptete, als einziger über die Formeln zu verfügen, mit denen die unglaublich mächtigen Schutzzauber auf dem Vampir, die fast alle ihre Angriffe nutzlos gemacht hatten, aufgehoben werden konnten. Alan glaubte ihm das nicht, aber momentan hatten sie keine anderen Optionen. Und ihm war sehr daran gelegen, diesem Vampir nicht noch einmal ohne entsprechende Vorbereitung zu begegnen.

Auszüge aus dem Brieftagebuch von Georgina Granger

Liebster Finn,

ich habe nun endgültig beschlossen mich der Lodge von Lady Deshwood anzuschließen. Es wird schließlich Zeit aus den Schatten meines Dads und meiner Brüder zu treten. Außerdem, so ungern ich es zugebe, so sehr ich meine Heimat auch liebe, jeder Pflasterstein in Edinburgh erinnert mich schmerzlich an mein Versagen. Mein Versagen, welches Deinen Tod zur Folge hatte. Ich habe meine restlichen Habseligkeiten aus Edinburgh abgeholt und mir geschworen, erst wieder zurück zu kommen, wenn ich weiß wie ich dieses Monster besiegen kann. Dann, und erst dann werde ich heimkehren.

Durch meinen Umzug habe ich leider den letzten Einsatz meiner neuen Lodge verpasst. Ebenso die Erweiterung der Lodge durch die Glaubensfraktion unserer Organisation, in Person von William Blackwell und drei weiteren Brüdern seines Ordens. Mir wurde darüber berichtet, dass sie sich, um Licht in die Sache mit dem Lagerhausbrand und allen Schweinerein die wir dort vermuteten zu bringen, zum Schein mit einem fiesen Chinesenboss eingelassen haben. Dieser forderte Abraham Grant, tot oder lebendig. Die Spuren führten zu einer Immobilie der Domvilles, dort wurde dann ein grauenhaftes Labor, Schergen des Cabal & einige Wissenschaftler ausgehoben. Leider wurde mit ihnen auch Mr. Grant aus dem Leben befördert. Schade, dass ich nicht mit war, vielleicht hätte ich ihn retten können. Aber wie schon Dad immer sagt: „Weine nicht um Dinge die du nicht mehr ändern kannst. Blicke immer nur nach vorne, manchmal zu Seite und zurück nur wenn ein Gegner hinter dir steht!“

Um nun aber zum eigentlichen Kernpunkt meiner Erzählung der jüngsten Ereignisse zu kommen. Diverse Recherchen und die Erlebnisse der letzten Tage haben Hinweise auf eine großangelegte Schweinerei ergeben. Leichen, vorzugsweise chinesische, werden im großen Stil ins Land gebracht und zu Vampiren gemacht. Wir haben beschlossen dem nach zu gehen. Die paar Schrammen der nächtlichen Aktivität von gestern können mich davon nicht abhalten. Auf dem Weg zu unserem Einsatz beobachteten wir eine Gestalt über den Dächern, zunächst dachten wir es wäre eine Kreatur des Cabal, doch dann stellte sich heraus, es handelte sich um Spring-Heeled-Jack, einen legendären Masked-Crusader. Er nahm mich mit, und unter seiner Anleitung flog ich förmlich über die Dächer Londons. Ich habe mich lange nicht mehr so frei gefühlt. Das Ziel war Limehouse.

Wir begaben uns also erneut nach Limehouse zu einem Lagerhaus des Lyang-Fu, ebendiesem fiesen Chinesenbosses. Dieses war streng bewacht, wir kamen dennoch hinein, dort beobachteten wir eine Versteigerung von Sklaven. Am liebsten wäre ich dort mitten hineingekracht um die Veranstaltung zu sprengen. Allerdings war mir klar, dass dies meinen Tod bedeutet hätte. Ich riss mich also zusammen, wenn es auch schwer viel. Scotland Yard soll sich darum kümmern, und nicht um uns, wir sind doch schließlich die Guten. Aber dazu später, alles hübsch der Reihe nach, wir hatten noch Vampire zu jagen.

Dank Chi-Yu drangen wir, zunächst ohne viel Aufhebens, bei Lyang-Fu ein und fanden nach einer kleinen, für meine Hutkrempe erfolgreichen, Auseinandersetzung mit dem Wachpersonal ein Labor hinter einem Weinkeller. Darin fanden sich einige Wissenschaftler, welche gerade dabei waren weitere Leichnahme zu Vampiren zu machen. Diese feigen Memmen ergaben sich uns rasch und ich sorgte dafür, dass diese Toten niemals wieder jemand versucht zu erwecken. Dies tat ich, indem ich sorgsam die Köpfe von den Hälsen trennte, auf das sie auf immer ihren Frieden haben werden. Gott möge ihrer Seelen gnädig sein. Durch die Wissenschaftler erhielten wir die Information, der stärkste der Vampire sei mit seinem Meister im Hidepark, beim Speaker’s Corner. Dumm eigentlich, dass niemand von uns hinterfragt hat, weshalb dies so war.

Allein durch den Gedanken beflügelt, diese Kreatur das Cabal aufzuhalten, eilten wir an den genannten Ort. Wir war unvorbereitet, der Vampir war wirklich mächtig und beinahe hätte uns unser Leichtsinn das Leben gekostet. Dank einer glücklichen Fügung des Schicksals erhielten wir Hilfe von Außen, unbeteiligte Passanten waren involviert. Ich wurde schwer verletzt.

Das nächste was ich mitbekam war, dass ich in der Londoner Lodge, im Krankenrevier, zu mir kam. Tja, jetzt liege ich hier, jede Faser meines Körpers tut weh, aber ich lebe noch. Und so weit mir berichtet wurde, die anderen auch. Gott sei Dank!

Nun, mein Liebster, muß ich ruhen. Für Immer Deine Georgina