4-Limehouse Unter Feuer
Kurzfassung: In Chinatown spitzen sich die Bandenkriege zwischen den Chinesen und den Domvilles, einer einflussreichen londoner Familie, zu. Chi-Yu, Morley, Grant und die neu hinzugestoßene Granger geraten in eine Straßenschlacht und entdecken, dass die Domvilles mit Monstern im Bunde stehen und die Chinesen mit unnatürlichen Kräften der Vampire kämpfen. Tags darauf wird ein Lagerhaus des Händlers Liang-Fu als vermutlicher Ursprung der Chinesenvampire ausgemacht und die Vier dringen dort ein. Bei einer Konfrontation mit Wachen setzt Grant das Lagerhaus unabsichtlich in Flammen, man muss nun vor dem Feuer fliehen statt den Keller näher untersuchen zu können. Das Feuer breitet sich im Stadtviertel weiter aus. Während der Flucht wird die Gruppe getrennt und Grant von einem Chinesen-Mob überwältigt, die in ihm den Brandstifter gefunden haben.
Christopher Alan Lord Morley
Mit einer Mischung aus Bedauern und Entsetzen betrachtete Alan die Schlagzeilen der Morgenzeitung. Brandstiftung der schwersten Art gepaart mit mehrfachem Mord. Und er war, wenn auch nicht direkt daran beteiligt, so doch involviert. Er konnte nur hoffen, dass seine Tarnung als Neil Shepperd hielt. Doch selbst wenn sie das tat - dass Problem war damit nicht bereinigt. Der Brand mag noch durch ein Mißgeschick ausgelöst worden sein (ein Mißgeschick, wie es auch Chi-Yus Eltern das Leben gekostet hatte?) - doch was hatte Abraham Grant dazu getrieben, mindestens 5 weitere, unschuldige Menschen in Flammen zu setzen? Alan konnte sich eine Antwort vorstellen, auch wenn er sie nicht wahrhaben wollte. Rippertech. Es war, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Spiel mit dem Feuer, und Abraham schien es an diesem Abend verloren zu haben.
In Gedanken versunken machte er sich auf, um in Richtung der Polizeistation aufzubrechen - vielleicht hatte man Mr. Grant ja bereits geschnappt. Unterwegs ließ er die vergangene Nacht noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren.
Sie waren zu einem Lagerhaus in Limehouse aufgebrochen, einem der Viertel, in dem der Bandenkrieg zwischen den Chan und der Familie Domvil besonders tobte. Waren sie ursprünglich davon ausgegangen, dass in diesem Krieg nur die Domvil auf dunkle Mächte zurückgriffen, hatten sie in der Nacht zuvor feststellen müssen, dass auch die Chinesen widernatürliche Wesen in ihren Reihen hatten - sie waren in einen Kampf zwischen Vampiren und Monstern geraten, die Vampire deutlich chinesischen Ursprungs, die Monster mit den Zeichen der Domvil versehen. Dies hatte sie veranlaßt, nach unregelmäßigkeiten im Kriegsverlauf zu suchen - und das wiederum führte sie zu dieser Lagerhalle.
Chi-Yu hatte sie in Fässern in ein Lagerhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite geschmuggelt. Er war der einzige, der in dieser hauptsächlich von Chinesen bewohnten Gegend nicht besonders auffiel. So legten sie sich auf die Lauer und beobachteten das gegenüberliegende Haus. Es dauerte nicht lang, und sie wurden belohnt: Eine Gruppe Chinesen betrat die Halle, reichlich spät um noch etwas im Lager zu arbeiten. Nicht allzuviel später verließ ein halbes Dutzend Gestalten das Gebäude - und diese waren eindeutig nicht natürlichen Ursprungs. Vampire, Zombies - man konnte es nicht genau sagen, doch die Ähnlichkeit zu den Gestalten der letzten Nacht war nicht zu verkennen. Eine Anspannung legte sich über die Gruppe, und in manchen Augen konnte man es Aufblitzen sehen - insbesondere Neil Shepperd und die Neue, Georgina Granger, hielten sich zum Angriff bereit. Doch die anderen beiden regten sich nicht. Still wechselte die Gruppe Blicke, dann entspannten sich alle wieder und ließen sich in die Schatten zurücksinken. Sie würden die Gelegenheit nützen, die Halle zu durchsuchen und den Ursprung des Problems festzustellen. Langsam begaben sich Abraham, Georgina und Neil nach unten, die Waffen gezogen; Chi-Yu nutzte eine der vielen über die Straße hängenden Girlanden, um ins nächste Haus zu gelangen.
Gerade hatten sie ihr Versteck verlassen, als sich die Tür des gegenüberliegenden Hauses öffnete und zwei Männer mit Schubkarre heraustraten. Georgina und Neil verschwanden in den Schatten, während Abraham etwas Richtung Hauswand zurückwich - was ihn jedoch nicht vor den beiden Männern verbergen konnte. Die beiden redeten in Chinesich auf Abraham ein, der vorgab, sich verlaufen zu haben. Neil zielte mit seiner Waffe auf den hinteren der Männer, nur für den Fall. Dann ging alles ganz schnell. Einer der Männer zog ein Messer, woraufhin ihn Abrahams Feuerodem in Brand setzte. Nur Augenblicke später sackte der zweite zusammen, eine Kugel aus Neils Pistole in der Schläfe. Doch Abraham hatte nicht nur seinen Gegner mit den Flammen erwischt - auch die Lagerhalle hatte Feuer gefangen. Während Abraham sich rasch entfernte, stürmten Georgina und - eine Etage höher - Chi-Yu in die Halle. Neil überlegte nicht lange und setzte Georgina nach.
In der Halle war niemand, doch nach kurzem Suchen entdeckten sie eine nach unten führende Treppe - Licht und leise Stimmen drangen aus der Tiefe hervor. Doch die Flammen an der Front breiteten sich bereits weiter aus, und so begnügten sie sich damit, eine Kiste auf die Luke zu schieben, um später wiederzukommen und die Untersuchung fortzusetzen. Dann entflohen sie dem mittlerweile tosenden Inferno und zogen sich vor der sich versammelnden Meute Schaulustiger und Löschhelfer zurück. Nach kurzem schon war klar, dass der Brand nicht leicht unter Kontrolle zu bekommen sein würde, und nachdem auch benachbarte Häuser Feuer gefangen hatten, gaben sie auf und kehrten zur Lodge zurück. In dem Chaos des Brandes würden sie ohnehin nicht mehr finden, wonach sie gesucht hatten.
So hatten sie sich in der Lodge versammelt - nur Mr. Grant war nicht anwesend. Da keinem einfiel, was man akut zur Situation tun könnte, hatten sie sich für den nächsten Nachmittag in der Lodge verabredet, und zu dieser Verabredung war Neil jetzt unterwegs. Bei der Polizei hatte er erfahren, dass Abraham noch nicht in Gewahrsam genommen worden war. Er war also entweder noch auf freiem Fuß oder seinen eigenen Flammen zum Opfer gefallen. Die Frage war, und er wußte dass dies heute zur Diskussion stehen würde: Was sollten sie unternehmen? Nach solch einem Fiasko hielt er es für verantwortungslos, Abraham weiterhin der Öffentlichkeit auszusetzen - zu oft hatte dieser gezeigt, dass er sich entweder nicht immer unter Kontrolle hatte oder einfach keinen Pence auf das Leben unschuldiger Zivilisten gab. Nein, im Außendienst war Mr. Grant nicht mehr tragbar. Und er wußte nur zu gut, was das Gesetz als Bestrafung für die letzte Nacht vorsah. Allein, er zumindest wollte dieses Urteil nicht vollstrecken. Immerhin hatte Grant ihn damals im Museum vor den Käfern bewahrt. „Jeder ist seines Bruders Wächter„ - und waren sie in der Lodge nicht alle Brüder, im Kampf gegen das Dunkle vereint?
Auszüge aus dem Brieftagebuch von Georgina Granger
Liebster Finn,
es sind nun einige Wochen vergangen, Megan ist dir gefolgt. Ich wünschte ich könnte an einen Himmel glauben, denn dann könnte ich glauben, daß ihr da oben vereint seit und gemeinsam auf mich wartet.
Ich bin in Megans Fußstapfen getreten und habe mich hier in London der Lodge von Lady Deshwood angeschlossen. Wie es aussieht habe ich einen ganz guten Einstieg hingelegt, und habe den Leuten hier bewiesen das ich mein Handwerk verstehe. Bei einem abendlichen Spaziergang, sozusagen, trafen wir auf einen Trupp von Leuten die offenbar unter einem seltsamen Drogeneinfluß standen und im Blutrausch, wider alle Naturgesetze, gegen einige Vampire kämpften. Dennoch waren auch sie nicht die Guten. Ich erledigte zwei Vampire und einen von diesen kampfrauschigen Kerlen. Unsere Einheit hier bestand aus einem Rippertech-Heiler, einem Chinesen mit waffenlosen Kampftalenten und einem maskierten Schießwütigen, der immer wieder Troubles mit seinen Waffen hat. Auch sonst weiß ich ihn überhaupt noch nicht einzuordnen. Einiges in seinem Gebaren läßt auf höheren Stand schließen, auch wenn er sich als einfaches Rippermitglied gibt. Dir ist sicher nicht die Vergangenheitsform am Anfang des Absatzes entgangen, dies liegt daran, daß Abraham Grant, der Rippertech-Heiler, unmittelbar nach unserem 2.Einsatz in den innersten Innendienst versetzt wurde. In der darauf folgenden Nacht, wurde möglicherweise durch ihn der halbe Stadtteil eingeäschert. Erreicht haben wir auch nichts, denn das Haus in dem wir die Hintermänner des Vorfalls am vorigen Abend vermuteten ist ebenfalls vollständig abgebrannt.
Das war's für heute, ich muß schlafen um fit zu sein, um auch weiterhin dem Cabal zu Leibe zu rücken. Für immer Deine Georgina