2-Unnatural History
Kurzfassung: Chi-Yu, Morley, Grant und McDonald besuchen die Eröffnung einer Ausstellung im naturhistorischen Museum, um dort Doktor Mitchell für die Lodge zu gewinnen. Er war von einer Forschungsreise zurück und stellte seinen Fund - ein Dinosaurierskelett - der Öffentlichkeit vor. Während der Gespräche mit Dr. Mitchel im Hinterzimmer bebt die Erde und übernatürliche Kräfte greifen das Museum an. Fleischfressende Käfer laufen durch die Gänge und das Skelett erwacht zum Leben und wütet unter den Gästen. Nach einem heftigen Kampf sind Skelett, Käfer, und der für alles verantwortliche Hexer besiegt. Mitglieder der Londoner Lodge tauchen auf und helfen, den Vorfall per Hypnose der Anwesenden zu vertuschen.
Lord Christopher Alan Morley
Alan ließ Pistole und Eisenstange fallen und atmete erleichtert aus. Die Eingangshalle war komplett verwüstet: Die meisten Exponate umgeworfen, überall verstreute Knochen des riesigen Skeletts - wie hatte Dr. Mitchell es nochmal genannt, Tyrannosaurus Rex? - das nun, Gott sei Dank, endlich aufgehört hatte sich zu bewegen. Er setzte sich gerade in Bewegung, als eine Meute Bewaffneter - Ripper, nach Ausrüstung und Kleidung zu urteilen - ins Gebäude stürmten. Er seufzte innerlich. Dabei hatte der Abend doch gut angefangen. Nach einem Treffen der Lodge, auf der sie Möglichkeiten besprachen zusätliche Streiter zu rekrutieren, hatte Lady Dashwood ihnen Einladungen zu einer Ausstellungseröffnung im Naturwissenschaftlichen Museum überreicht, wo sie einen gewissen Doktor Mitchell davon überzeugen sollten, auf seiten der Ripper mitzuarbeiten. Alan, oder besser gesagt Neil, hatte abgelehnt, auf einen Konflikt mit alten Militärs verwiesen. Einerseits wollte er seine Maske nicht der breiten Öffentlichkeit präsentieren, andererseits sollte er ohnehin dort sein - allerdings als Lord Christopher Alan Morley.
Dr. Mitchell stellte sich anfangs als Enttäuschung heraus - zumindest aus Alans Sicht. Wo waren die Tage geblieben, als britische Entdecker nicht nur von fernen Ländern zu berichten, sondern auch um das richtige Benehmen wußten? Mit seiner Kleidung sah der Mann eher so aus, als sei er irgendwo in den unabhängigen Kolonien, fernab jeder Zivilisation. Oder von dort. Es fehlte nur noch die Winchester über seiner Schulter.
Der Abend verlief anfangs recht ereignislos, Alan unterhielt sich mit seiner Schwester, lauschte den wilden Erzählungen des Professors und stellte sich einigen Adligen vor. Immerhin gelang es ihm, Kontak zu einem älteren Offizier aufzubauen, der sie eventuell mit Rekruten versorgen konnte - doch das würde sich erst zeigen müssen. Die anderen drei - die Schottin, der Chinese und dieser Abraham, der auch in Anzug nicht weniger seltsam aussah - hatten sich mit Dr. Mitchell zusammen zurückgezogen. Alan überlegte gerade, ob und wie er etwas beitragen könne, doch er wurde von zwei älteren Chinesen abgehalten, die ihm unbedingt einige der Exponate aus ihrem Land zeigen wollten. Wie sich herausstellte, handelte es sich um die Eltern von Chi-Yu Chan. Alan war gerade mit den beiden in einem Nebenflügel, als plötzlich die Erde bebte und eine dunkle Energiewelle durch das Museum fegte. Zuerst schien nichts weiter zu passieren, doch dann hörten sie das Geräusch.
Die Käfer, die eine Halle weiter ausgestellt waren - allesamt tot, mit Nadeln an Kork befestigt - bewegten sich. Es gelang ihnen nicht, sich zu lösen, doch der Anblick und das Geräusch hunderttausender sich windender Käfer, Schmetterlinge und anderer Kriechtiere war nervenzerreibend. Alan fing sich nach einem Augenblick, in den Drill der Kadettenzeit zurückfallend, die starr darstehenden Chans zur Flucht treibend - doch bevor er Erfolg hatte, bebte die Erde erneut, und wiederum fegte die dunkle Welle durch das Museum - und die Käfer befreiten sich, schwappten wie eine große Welle auf sie zu, krochen an Decke, Boden und Wänden entlang. Die Chans ergriffen panisch die Flucht - in die falsche Richtung, weiter ins Museum hinein! - doch ehe einer der drei weit kam, waren die Käfer über ihnen, bissen, stachen, kratzten und versuchten in Körperöffnungen zu gelangen. Alan geriet ins Husten, taumelte - und sah plötzlich Abraham Grant vor sich. Die Augen waren verdreht, die Halsadern angeschwollen, der Kopf nach vorne geneigt, als wolle er nach ihnen Spucken. Rein reflexartig warf Alan sich zur Seite und entging somit knapp dem Flammenstrahl, der aus dem Mund des Mannes schoß und bis weit in den nächsten Raum hinein für einen Moment alles in Flammen hüllte. Als er sich wieder aufrichtete, stellte er fest, dass von den Käfern kaum etwas übrig war - von den Chans jedoch auch nicht. Die junge Schottin stand in einer Tür, redete etwas von Bewußtlosen und tragen helfen, doch Alan ignorierte sie für den Moment. Ein Teil des Bodens hatte Feuer gefangen. Mit einer Gardine erstickte er die Flammen, dann wandte er sich den beiden zu.
Kurze Zeit später leißen sie den bewußtlosen Dr. Mitchell - angeblich hatte ihn eine Lampe getroffen, doch Alan war nicht sehr überzeugt von dieser Version - an einem improvisierten Seil aus geknoteten Gardinen herab und kletterten anschließend selbst hinaus. Aus der Haupthalle drang entsetztes Geschrei, und als die drei eintraten, bestätigten sich seine schlimmsten Befürchtungen. Das gigantische Skelett war, wie auch die Käfer, zum Leben erwacht und wütete in der Haupthalle. Aus dem Augenwinkel sah er Chi-Yu in einer Ecke, dann fiel der erste Schuß - die junge Schottin, Meagan, hatte einer toten Wache die Waffe abgenommen. Ihre Haltung verriet wenig Erfahrung im Umgang mit Schußwaffen, doch glücklicherweise ließ sie sich mit einigen kurzen Worten überzeugen, ihm die Waffe zu geben. Alan drehte sich um und schoß - ein sauberer Treffer, doch es splitterten nur einige Knochen. Er schoß noch zweimal, zielte auf empfindliche Teile, wichtige Verbindungen - erfolglos. Mit einem Revolver war dem Wesen offensichtlich nicht beizukommen. Mit der linken nahm er eine Metallstange auf, die ursprünglich gedient hatte, eines der Exponate abzugrenzen, und hieb nach dem Wesen. Anfänglich war auch das von wenig erfolg gekrönt, doch nachdem Meagan begann, ein Seil um die Beine der Bestie zu schlingen und Chi-Yu einen kleinen Pfeiler durch deren Fuß trieb - was das ungetüm zu Fall brachte - begann sich Erfolg abzuzeichnen. Mit kräftigen Hieben zerschmetterte er Unterkiefer und Schwanzknochen der Bestie. Auch Chi-Yu schlug auf das Wesen ein - mit bloßer Faust! Schließlich brachte ein wuchtiger Treffer auf die Schädeldecke das gesamte Skelett zum Zusammenstürzen.
Wie durch ein Wunder war niemand verletzt, als die Ripper eintrafen. Alan war sofort klar, um wen es sich handelte - und ihm war klar, dass protestieren wohl wenig helfen würde. Dennoch machte er seine Abneigung gegen ihre unfreundliche Behandlung der Überlebenden deutlich, was dazu führte, dass er beinahe von einem ihrer Schläger niedergeprügelt wurde. Da er keinen wirklichen Sinn in einem Kampf sah, fügte er sich und ließ die Ripper die anderen Überlebenden hypnotisieren, damit sie den Anblick vergessen würden. Wahrscheinlich war es besser so - und ohnehin, dass Thema war nicht für diesen Abend bestimmt. Nachdem sie ihn zuerst auch hypnotisieren wollten, verlegten sie sich aufs rekrutieren, und nachdem er auch das ablehnte, versuchten sie ihn als Sponsor zu werben. Alan vertröstete sie auf einen späteren Tag. Er würde zuerst überlegen müssen - doch er hatte eins gelernt. Auch wenn seine drei neuen Gefährten nicht die Sympathischsten sein mochten, keiner von ihnen hatte im Angesicht der Gefahr gezögert, den Zivilisten zu helfen. Vielleicht war es ja doch nicht so schlimm bestellt um die Rippers, wie er zu Anfang angenommen hatte ...
Abraham Grant
Da stand es: schwarz auf weiß. Die Eltern von Chi-Yu waren tot, verbrannt – und wenn man eins und eins zusammenzählte, war ich es, der sie umgebracht hatte. Es war ein Versehen, es schien die einzige Chance zu sein, den Käfern zu entkommen. Und dennoch machte ich die kommende Nacht kein Auge zu. Wie sollte ich meinem neuen Freund mit dieser Bürde gegenübertreten …
Der Abend fing im Naturhistorischen Museum an: der Galaabend Dr. Mitchels, eines Abenteurers, den wir überzeugen sollten, unserer Sache beizutreten. Er war soeben von einer seiner Reisen zurückgekehrt und brachte ein riesiges Knochengerüst, einen Tyrannosaurus Rex, wie er das Ungetüm nannte, mit sich. Seine Geschichte war zwar interessant, doch die Anwesenheit so vieler Menschen machte mich ein wenig nervös. Dennoch lernte ich den Biologen Prof. Edwards kennen, mit dem ich mich über das Ungetüm und über Dr. Mitchell austauschte.
Wenig später fanden wir uns in dessen Büro ein, als ein Beben die Erde erschütterte und Energiewolken die Zimmer durchzogen. Es wurde schnell dunkel, und als ich mich umblickte, sprang Chi-Yu gerade behände aus dem Fenster. Mrs. McDonalds und mein Anliegen war es nun, Dr. Mitchell, der bewußtlos am Boden lag, in Sicherheit zu bringen. Am Gang wimmelte es von Käfern, die scheinbar alle zum Leben erweckt worden waren und die Museumsbesucher angriffen. Ich mußte schnell entscheiden und ließ meiner inneren Rage freien Lauf … ein schwerer Fehler, wie sich später herausstellte.
Das größere Problem stellte sich jedoch in der Haupthalle, als uns der Saurier angriff ! Derjenige, der ihn zum Leben erweckt hatte, wurde durch sein eigenes Schaffen und durch unseren wengigen Chinesen rasch zur Strecke gebracht … was genau mit dem Tyrannosaurus geschah kann ich nicht genau sagen … mein Geist setzte für einige Augenblicke aus, starr stand ich in mitten des wilden Kampfes. Und als alles vorbei war stürmten Männer, die scheinbar zur Londoner Lodge der Rippers gehörten, die Halle, befragten uns und kümmerten sich um die Besucher. Wir hatten es geschafft, doch um welchenPreis. Jede Gabe kann auch ein Fluch sein: heute trifft diese Feststellung auf mich zu ….