16-Das Ende Der Dashwood Lodge
Bulk stand am Bahnhof und wartete auf den Zug, der seine Gefährten aus Edinbourgh zurückbringen würde. Wenn sie sich nach ihrer Reise Ruhe erhofften, so würden sie sicher enttäuscht werden. Die letzten Tage in London waren ein Alptraum: Vampire und Werwölfe machten die Gegend unsicher, und mit ihrer unterbesetzten Lodge hatten sie einfach nichts entgegenzusetzen.
Wenig später befanden sie sich in der Kutsche auf der Fahrt zurück. Statt Blackwell hattten sie einen Indianer mitgebracht - Blackwell war wohl offensichtlich in Edinbourgh gestorben. Überhaupt schien das ganze sehr knapp gewesen zu sein. Bulk sann noch darüber nach, als plötzlich die Pferde scheuten. Bulk starrte aus dem Fenster in den Regen. Zuerst sah er nichts, doch dann fielen ihm die Gestalten auf die sich schnellen Schrittes näherten: Sie wurden von Werwölfen attackiert!
In die Kutsche gepfercht und nur mit Pistole und Gehstock bewaffnet konnte Bulk kaum etwas zum Kampf beitragen - das war aber auch gar nicht nötig, denn der Indianer verschoß aus der Brust rote Strahlen, die einen Werwolf nach dem anderen einäscherten. Ein ziemlich schwerer Treffer setzte Bulk beinahe außer Gefecht, doch bevor sein Angreifer - der letzte der Werwölfe - ihm den Rest geben konnte, wurde auch er von einem roten Strahl vernichtet.
Mit seltsamen Nadeln flickte Chi-Yu ihn notdürftig zusammen, dann ging es weiter zur Lodge. Dort angekommen wartete bereits die nächste unangenehme Überraschung auf sie. Als sie den Garten betraten und das Tor hinter ihnen mit einem roten Glimmen ins Schloss fiel, sahen sie eine Alptraumlandschaft vor sich: Das Haus verbarrikadiert, der Garten verwüstet und von Zombies durchstreift. Immer wieder waren schemenhaft kleinere, schnellere Gestalten auszumachen.
Nach kurzem Überlegen beschlossen sie, sich zur Lodge durchzuschlagen. Bulk hob einen schweren Ast auf, Granger griff zu ihren Waffen (Stichwaffen - Bulk glaubte nicht, dass sie damit viel ausrichten würde). Chi-Yu zog seltsame Fächer, und der Indianer (Robert Keke, soweit sich Bulk erinnern konnte) zog ein Tomahawk. Dann begannen sie sich Richtung Haus vorzuarbeiten.
Ihr Vorankommen war zäh, immer wieder stellten sich ihnen Zombies und Untote Hunde in den Weg, und es war wohl nur Kekes roten Strahlen zu verdanken, dass sie am Ende an der Tür ankamen. Doch diese war verbarrikadiert. Aus einem höheren Fenster rief ihnen einer der Köche zu: 'Die Rückseite!'. Sie beeilten sich, doch als sie ankamen waren sie nicht mehr allein: Ein Vampir landete direkt neben Ihnen! Keke und Bulk sprangen die Strickleiter hinauf, die ihnen jemand aus dem Haus zuwarf, während Chi-Yu und Granger Schwierigkeiten hatten, hinaufzukommen, und sich so dem Vampir stellen mußten. Doch ein weiterer roter Strahl von Keke äscherte auch diesen Gegner ein, und die letzten beiden Ripper gelangten ins Haus.
Dort war die Lage nicht viel besser: Lady Dashwood war mitten in der Geburt, und irgendwo draußen spukte ein Nekromant herum, der sie offensichtlich in einer Art Glocke gefangen hielt. Von Außen sah alles wie normal aus, und von Innen gab es kein entkommen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihre Verteidigung durchbrochen werden würde. Da der Nekromant die Quelle allen Übels zu sein schien, beschlossen sie, aufs Dach zu klettern, und zu überlegen wie man ihn am besten erreichen konnte. Sie kamen allerdings nicht einmal bis dorthin ...
Auf dem Dachboden begegneten sie einer Vampirin namens 'Marie', die offensichtlich ein ehemaliges Lodgemitglied - einen gewissen 'Neil Shepperd' - kannte und nicht mitbekommen hatte, dass er bei einer Mission umgekommen war. Bulk fand es ausgesprochen interessant zu erfahren, dass offensichtlich nicht alle Wesen der Nacht allein auf ihre Vernichtung aus und Teil des Kabals waren. Granger schien offensichtlich nicht daran intessiert, denn trotz alle Versuche sie abzuhalten begann sie einen Kampf mit dem Vampir, den er nicht unterbinden konnte. Marie zögerte nicht und rief ihre Kollegen (die offensichtlich eine Einladung brauchten) zur Verstärkung. Granger innerlich verfluchend beschloß Bulk, dass er nicht wegen anderer Leute Dummheit sterben würde und verließ den Dachboden. Unten angekommen machte er sich mit der Hilfe von Chi-Yu und Keke daran, die Tür zu verbarrikadieren. Nur einen kleinen Durchweg hielten sie noch offen, doch Granger zeigte sich nicht. Ein letztes Mal rief er hinauf: 'Granger! Verdammt nochmal, komm jetzt sofort hier runter, oder willst du für nichts sterben?' Einen Moment geschah nichts, doch dann kam Granger dicht gefolgt von Vampiren die Treppe hinabgehastet. Sie verschlossen die Barrikade nicht einen Moment zu früh.
Die nächsten paar Stunden verbrachten sie mit verschiedenen Aufgaben: Granger informierte sich erst mit Bulk zusammen über die Barriere, Keke verbesserte die Barrikaden wo möglich und Chi-Yu half dem Doktor. Dann setzte Bulk sich ab, um noch einmal zu versuchen mit der Vampirin zu reden. Er erreichte zwar keinen Frieden mehr, erfuhr aber immerhin dass es den Angreifern darum ging, dass Neugeborene zu bekommen. Chi-Yu hatte in der Zwischenzeit herausgefunden, dass man über die Kanalisation entkommen konnte. Also verbarrikadierten sie sich im Untergeschoß und tränkten Teile des Hauses in Lampenöl, um eine brennende Barrikade gegen die Vampire zu errichten. Kaum waren sie fertig, als auch schon die Tür aufbrach und Zombies, Riesenspinnen sowie anderes Getier ins Zimmer strömten. Schnell setzten sie die Barriere in Brand und konnten so immerhin die Vampire aus dem Kampf halten. Die nächsten Minuten verbrachten sie mit einem Rückzuggefecht Richtung Treppe, dass auf wundersame Weise jeder überlebte. Wieder hielten Kekes rote Strahlen reichlich Ernte unter den Gegnern.
Dann waren sie durch: Das frischgeborene Kind - es sah alles andere als menschlich aus, aber Bulk war das momentan egal - unter den Armen stiegen sie herab in den Keller. Bulk war gerade dabei Lady Dashwood zu schultern, als der Gärtner (welcher angeboten hatte das Kind zu tragen) plötzlich einen Schritt zurück trat ... und sich vor ihren Augen verwandelte! Flügel wuchsen aus seinem Rücken, Hörner aus seinem Schädel, und binnen kurzem standen sie einem lachenden, ausgewachsenem Incubus gegenüber! Der Dämon nutzte die Schocksekunde um mit seinem Kind die Flucht zu ergreifen. Er kam nicht weiter, bevor ihn ein roter Blitz Kekes sowie eine Kugel aus Bulks Gewehr genug aus dem Gleichgewicht brachten, um Chi-Yu einen schweren Treffer mit einem seiner Fächer zu ermöglichen. Es sah so aus, als hätten sie gewonnen, doch ihr Gegner richtete sich noch einmal auf, zerschmetterte Chi-Yu mit einem wuchtigen Hieb der ihn um einiges zurückwarf die Rippen und setzte seine Flucht fort, nahezu eine rettende Ecke erreichend ... bevor ihn ein weiterer roter Blitz sauber entzweiteilte.
Das Dämonenkind und die verzweifelte Lady Dashwood dabei und mit einer Mischung aus Ruß, Blut und Schweiß bedeckt schafften sie es so schließlich zur Londoner Lodge. Der Tag war überlebt, und Bulk war überzeugt, dass sie das Beste herausgeholt hatten. Dennoch, sie würden eine neue Lodge gründen müssen, denn von der Alten war nichts mehr übrig, und Dashwood, die sich von dem Succubus immerhin zum Mord an ihrem Mann hatte verleiten lassen, war nur mehr ein Schatten ihrer selbst - ein weiteres Opfer im Kampf gegen das Kabal.