18-The Fire Mage
Die HUNTRESS lag im Hafen von Kiera vor Anker.
Ein Besuch bei Joga Jonovian war unerfreulich verlaufen und obwohl die Führungscrew die frühere Kapitänin Janara zu Gesicht bekommen hatte, konnten sie keinen Kontakt mit ihre aufnehmen. Joga verscheuchte sie unter der Androhung von Gewalt. Am selben Abend schlugen jedoch Flammen aus dem Anwesen der Jonovians. Und wenige Minuten später rannte tatsächlich Janara – von einer Einheit der Stadtwache verfolgt – auf die HUNTRESS zu.
Die Crew bereitet sich auf einen Kampf vor, doch kaum hatten die Truppen, dicht auf Janaras Fersen, das Schiff betreten, flüsterte die dem Anführer der Wache, Fate Freeland, etwas ins Ohr.
Sekunden später zog die Einheit und Janara verkündete, ihr wären im Haus ihres Vaters Karakas’ untote Schergen aufgelauert. Ein Grund mehr mit der HUNTRESS den Hafen Kieras so schnell wie möglich zu verlassen.
Das Ziel war ohnehin klar: den Feuermagier Thomas von Orinjo zu finden, der Träger der Träne von Lyst sein sollte. Captain Gribaa, von dem Janara das Amt nicht zurückforderte, dafür aber die Kajüte, ließ Kurs auf die Grey’s Islands geben, wo der Privateer VALIANT, auf dem der Magier diente, zuletzt gesehen worden war.
Nebudkat Neza, der sich inzwischen von den Verletzungen seines freiwilligen Katapultflugs erholt hatte, war besonders erfreut Janara zurück zu haben, auch wenn sie ihn gleich dazu einteilte eine Flasche Rum für ihn aufzutreiben. Gribaa hatte Alkohl an Bord nämlich verboten.
Auf den Weg zu den Grey’s Islands passierte die HUNTRESS einige nur halb versunkene Ruinen und tatsächlich fand man nach zwei Tagen Suche unter Wasser neben anderen Kostbarkeiten ein Regal mit magischen Schriftrollen.
In der Zwischenzeit wurden Nebudkat romantische Ambitionen von Janara schamlos ausgenutzt. Nicht nur, dass sie immer mehr Rum wollte, sie war auch überzeugt davon sich erst dann richtig für ihn erwärmen können. Wenn er einen anderen Mann vor ihr küssen würde. Nachdem der Schiffsjunge gekniffen hatte, schleppte Nebudkat doch tatsächlich Agh an. Doch nach kurzer Küsserei entbrannte auch schon ein Gebalge um das Weibchen.
Nebudkats Versuch mit einem Pistolenschuss das Gefecht zu beenden scheiterte und erst als Agh von der Takelage stürzte und sich beinahe das Genick brach, schien der Streit beendet.
Doch stattdessen schmiss Gribaa auf Grund des Konflikts sein den Kapitänshut hin und so übernahm Janara Jonovian wieder das undankbare (aber prestigeträchtige) Amt.
Als man wenig später in Paltos einlief um Rationen einzukaufen und Janara die Beute unter der Crew verteilte, Nebudkat aber auf Grund der Heilkosten für Agh seinen Anteil verweigerte, reichte es dem heißblütigen Kieraner endgültig und verließ das Schiff um sich nach einen neuen Job umzuschauen.
Sam Sandstorm nutzte die Gelegenheit um beim Hafenmeister Informationen über Thomas von Orinjo einzuholen. Tatsächlich, wusste dieser etwas, wollte sein Wissen jedoch nur gegen gute Bezahlung dem Allgemeinwohl zur Verfügung stellen. Nachdem selbst eine wertvolle Goldschüssel (500 Pieces’o’Eight) und ein Dinner mit der schönsten Kapitänin weit und breit nicht zum Erfolg führten, beschloss Janara ihre neu in Kiera geknüpften Geheimdienstkontakte spielen zu lassen.
Der Zufall wollte es, dass genau in diesem Moment auch Nebudkat Neza, mit einem ansässigen und alten Verbindungsmann, ein Treffen arrangiert hatte. Er verriet, dass die VALIANT in Paltos vor Anker lag, der Magier jedoch in der Bergfestung derselben Stadt schmorrte. Ein glücklicher Zufall, dass sich die HUNTRESS ohnehin schon hier befand.
Dort würde er darauf warten von der Inquisition in Empfang genommen zu werden. Janara wollte ihr Interesse an seiner Befreiung nicht ausplaudern, und zog sich dankend zurück, während Nebudkat zu reden begann…
Tatsächlich fand die Crew den Captain der VALIANT in einer Hafenkneipe. Der war durchaus bereit bei der Befreiung unterstützend zur Seite zu stehen. Die Verhaftung des Magiers auf Grund von angeblicher Vergewaltigung war eine äußerst windige Sache. Im Kaiserreich Kiera beherrscht eben der Geldbeutel (oder besser die Kiste) die Gerechtigkeit, was Janara durchaus als vorteilhaft empfand, da man zumindest wisse woran man sei und Geld nicht wankelmütig ist.
Nebudkat ging inzwischen auf eigener Faust Nachforschungen an. Ein waghalsiger Einbruchsversuch in die Kajüte des Magiers an Bord der VALIANT, brachte zu Tage das dieser das gesuchte Amulett um den Hals trug und so entschloss er sich als Wachmann in der Bergfestung anzuheuern. Als Aufnahmsprüfung musste er einen Grael namens Bruno mit Holzschwertern besiegen. Kein Problem für den Piratenninja (bzw. Spion/ Dieb) und so konnte er kurze Zeit später seinen Dienst antreten.
Während Sam Sandstorm noch mit Vögeln redete um die Lage zu sondieren, nahm Nebudkat bereits in Uniform Kontakt mit dem geschundenen Magier auf und erkannte, dass dieser immer noch die Träne von Lyst bei sich trug. Leider verplapperte sich der neue Wachmann und erzählte seinen Kollegen, dass ein Befreiungsversuch für den Magier gerüchteweise unmittelbar bevorstand. Als die Stammcrew der HUNTRESS nach Sonnenuntergang mit einem dutzend Privateers den Aufstieg über die Klippen begann, war die Wachmannschaft an den Mauern verdoppelt worden…
Nebudkat nutzte die Gunst der Stunde um zur Zelle der Magier zu schleichen und diesen zu befreien. Dabei kamen auch andere Gefangene frei, die schöne Masquani-Magierin Kylie Kirrow etwa, und jede Menge rachsüchtigen Pöbel. Beim nächsten Rundgang wurden die Wachen überwältigt und ungefähr zur selben Zeit stiegen das Team von HUNTRESS und VALIANT über die Mauer. Die Gefangenen und Seefahrer lieferten der Wache einen zähen Kampf, aber erst ein Feuerball des Thomas von Orinjo, der ein gutes Dutzend Wachleute in Asche verwandelte, konnte das Scharmützel entscheiden.
Der Rückweg war kein Problem, obwohl Gribaa die Leiche des umgekommenen Benjamin Brody mitnehmen musste, um keine Spuren zu hinterlassen. Auch wenn sich die Besatzung der VALIANT mitsamt Thomas von Orinjo gleich verabschiedete, so überließen sie Nebudkat doch die Träne von Lyst. Die Masquani-Magierin schloß sich ebenfalls ihrem Retter an und Nebudkat entschied sich ganz gentlemanlike ihr einen Platz in seiner Kabine anzubieten.
Janara war über diese Entwicklung nicht erfreut, hatte doch Nebudkat endlich den Heldenmut (im Gegensatz zu reinen Irrsinn) erwiesen, den sie sich immer gewünscht hatte. Doch sie war überzeugt, dass eine Frau von ihrer Klasse ohnehin jede Konkurrentin würde ausstechen können, selbst wenn sich unter der Crew langsam der Name „Cleavage Jane“ für die Kieranierin durchsetzte.