Fathoms

14-Man Eaters

Auszüge aus dem Logbuch der Huntress

geführt von Janara Jonovian, Kapitänin

19. Zahltag, 19 n.d.F.

Wir sind ohne Zwischenfall bis Baltimus gekommen. Während sich die Männer bereits besaufen, suche ich nach einem fähigen Baumeister für ein Atani-Katapult. Da es nirgends mehr zu erfahren gibt als in den Kneipen, kann ich gleichzeitig vor der Crew meine Trinkfestigkeit unter Beweis stellen.

19. Kaisertag, 19 n.d.F.

Da das Katapult erst in 2 Wochen fertig sein wird, haben wir beschlossen ein weiteres Mal unser Glück in der Flotsam Sea zu versuchen. Selbst wenn es dort nur so von Untoten wimmelt, die Schätze, die wir dort erbeuten könnten, sind möglicherweise an den Teeth hilfreich.

19. Geistertag, 19 n.d.F.

Kaum hatten wir die Whip Islands passiert, zog unglaublich schnell dicker Nebel auf. Während ich und Nebudkat Neza von der Heimat schwärmten, wurde die Besatzung an Deck von dreckigen Untoten hinterrücks überfallen. Sofort stürmten wir an Deck. Ich habe Erfahrung mit wandelnden Toten, aber etwas war anders als sonst. Mir schien es, als würde dieser mysteriöse Karakas direkt durch die verfaulten Augen der beiden Skelette blicken, die mich angriffen, zu mir herab blicken. Ich war für einen Moment wie versteinert. Lang genug, dass die schartigen Entermesser der Untoten sich in meinen Körper bohrten. Selbst meine Lederrüstung konnte nicht helfen. Mir war, als würde Karakas durch die Klingen in meinem Fleisch zu mir flüstern. Er hat mir nicht verziehen, dass ich Bloodbillys Seele aus seinen Klauen befreit habe und es scheint, er wird erst zufrieden sein, wenn ich an seiner Seite die Meere durchreise. Nebdukat drängte die Horden zurück. Er verarztete mich auch vorbildlich. Gemeinsam konnten wir die Untoten zurückschlagen. Es waren heute vergleichsweise wenige und trotzdem haben wir 3 Männer verloren. Mir ist klar, dass Karaks nicht ruhen wird, bis die Huntress unter seiner Flagge segelt.

19. Straftag, 19 n.d.F.

Ich habe versagt und die gesamte Crew in Gefahr gebracht. Wer hätte gedacht, dass es nach dem Überfall der Untoten noch schlimmer hätte kommen könnte? Doch alles der Reihe nach. Wir waren immer noch in Sichtweite der Whip Islands als ?Old Pete?, unser Ausguck, ein Segel am Horizont meldete. Trotz meiner schmerzenden Wunden, befahl ich eine Annäherung. Nach der schwarzen Magie des Vortages würde es der Crew gut tun, wenn sie selbst die Rolle der Schreckgespenster übernehmen könnte. Tatsächlich konnten wir bald erkennen, dass uns ein beschädigtes Schiff in die Quere gekommen war. Die Segel waren durchlöchert und es war so gut wie keine Crew sichtbar. Nur eine Frau, eine Menschin, stand an Deck – und sie trug (so wie ich) alle Insignien eines Captains. Ich geriet innerlich in Aufregung. Es gab also mehr wie mich. Was, wenn wir zusammen kämpfen könnten, gemeinsam die Welten retten? Während ich träumte, vertauten wir die Schiffe. Die blonde Kapitänin namens Anne bat uns um Hilfe. Ihr Schiff sei überfallen worden und nun bräuchten sie Unterstützung bei der Reparatur. Ein Funken Misstrauen blieb jedoch in mir und so, bat ich sie zuerst in meine Kajüte. Zugegebner Maßen auch deshalb, weil ich mich schon als Oberkommandantin einer Flotte weiblicher Captains sah. Während wir unter Deck gingen, schickte ich Dex, den besten Zimmermann der Pirate Sea, an Bord ihrer „Maneater“. Ich bot ihm an, eine Piratenarmee zu seiner Sicherheit mitzunehmen, doch er wollte nur einen Mann: Gribaa. Johann, mein Butler, hatte noch nicht einmal serviert, da zog die blonde Schlampe zwei Pistolen und wollte mir aus nächster Nähe ins Gesicht schießen. Geistesgegenwärtig ging ich in Deckung – trotz meiner schmerzenden Verletzungen und die Schüsse feuerten nur in die Wand. Ihr räudiger Begleiter attackierte Nebudkat. Mein Vertrauen an das Weltfrauentum war in dieser Sekunde erloschen. Inzwischen waren Dex und Gribaa unter Deck der „Maneater“ angekommen und in einen Hinterhalt gelenkt worden. Mindestens 20 Mann standen ihnen gegenüber. Auch meine Crew an Deck wurde attackiert. Der Kampf tobte lange hin und her, bis sich meine Männer fassen konnten. Geistesgegenwärtig, durchtrennten sie die Vertauung zwischen den Schiffen. Dex und Gribaa waren jetzt zwar auf sich allein gestellt, doch die größte Gefahr schien ohnehin von Anne auszugehen, die wie ein Wirbelwind jeder unserer Attacken auswich und deren Waffe das Fleisch von Männern wie Wachs abschabte. Um der Crew Befehle und Mut zu geben, musste ich an Deck stürmen. Die hinterhältige Schlange verbarrikadierte sich in meiner Kajüte, nachdem sie Nebudkat niedergestreckt hatte. Bevor wir sie ausräuchern konnten (und dabei Nebudkat wohl opfern hätten müssen), stürmte sie an Deck. Meine Leute waren nicht mehr so dumm, ihr ins Messer zu laufen. Während ich sie – von den Verletzungen der Untoten noch immer stark geschwächt – mit Angriffen ablenkte, ließ meine Crew einen wahren Hagel an Fässern, Kisten und Takelagen auf sie herabregnen. Währenddessen feuerten die Kannoniere auf die „Maneater“, die schon von uns abgetrieben war. Mit einem Schuss versenkten wir das Schiff. So aussichtslos erschien die Situation, dass wir auf Dex und Gribaa keine Rücksicht nehmen konnte. Tatsächlich hatten die Schweine den tapferen Gribaa niedergestreckt und während sie nun wie Ratten das sinkende Schiff verließen, versuchte Dex vergeblich den stattlichen Körper des Grael an Deck zu ziehen. Es erwies sich als unmöglich und so musste er ohne unseren Steuermann und ersten Maat das Schiff verlassen, das in der Tiefe versank. Inzwischen hatte sich die Menschenschlampe ergeben. Ihre fliehende Crew wollte sich wie Aasfliegen auf unserem Schiff in Sicherheit bringen. Wir schleppten die Verletzte an die Reling und hießen ihre Hunde – darunter auch eine weitere Frau – abzudrehen, wenn ihr das Leben ihres Captains etwas lieb sei. Als sie es taten feuerten wir auf sie. Dieses unstattliche Benehmen weckte anscheinend ungeahnte Kräfte in Anne und als sie sich losreißen wollte, blieb uns nichts anderes als sie über Bord zu stoßen. Wären wir Schurken, wir hätten ihr auch die Kehle durchschneiden können… Zumindest hatte sie ihre magische Axt zurück gelassen. Ich werde sie „Maneater“ nennen, denn das ist genau, was sie macht. In ihrem Beiboot flüchtete die Meute zu den Felsformationen der Whip Islands. Wir konnten sie nicht verfolgen, war das Schicksal von Dex und Gribaa doch noch ungewiss. Dex hatte inzwischen schwimmend unser Schiff erreicht und erzählte uns vom tragischen Ende Gribaas. Doch wir hatten ja noch die Nuss der Atanis, die einen Toten zurückholen können sollte. Und so nahm Dex die schwere Aufgabe auf sich – trotz seiner Kampfverletzungen – ins Wrack der „Maneater“ zu tauchen. Es wimmelte inzwischen rund ums Wrack von Haien, die sich an den Toten labten und wohl auch Gribaa als besonders fetten Happen gerne verspeist hätte. Mit dem Geschick, das einem Doreen eigen ist, konnte er Gribaa nun bergen. Wir bahrten ihn an Bord auf und wie die Atani uns geheißen hatte, legte wir die Nuss in seinen riesigen Rachen. Nun können wir nur zu den Geistern beten, dass tatsächlich ein Wunder geschieht. Ich nehme die volle Verantwortung für diese Misere auf mich. Der Großteil unserer Crew ist verletzt oder gar tot. Ich habe jemanden Vertrauen entgegengebracht, ohne vorher einen Beweiß zu haben, dass dies gerechtfertigt ist. Es wird sich einiges ändern müssen, wenn ich weiterhin das Amt des Captains bekleiden will. Die leichtgläubige und gutmütige Janara Jonovian, die immer Gnade vor Recht ergehen ließ, existiert von diesem Tag an nicht mehr.

20. Zahltag, 19 n.d.F.

Aus Gribaas Mund wächst eine Knospe. Das gibt Mut, obwohl sein Leichnam elendiglich zu stinken begonnen hat.

19. Geistertag, 19 n.d.F.

Es ist geschehen: die Knospe ist zu einer riesigen Frucht gereift und heute Nachmittag „schlüpfte“ daraus ein neuer Gribaa. Es war ein beinahe erschreckender Anblick, wie er über seinen eigenen Leichnam stapfte. Und was ein wahres Wunder ist: der neue Gribaa ist mit beiden Arme „geboren“ worden. Sobald wir in Brigandy Bay einlaufen werden wir das feiern. Doch niemals wieder soll ich meine Pflichten vergessen!