Fathoms

13-Zu Besuch Bei Den Atani

Auszug eines Briefes von Nebudkat Neza - Empfänger unbekannt:

Mein lieber Freund, ich muss dir von meinen Heldentaten letzter Woche berichten. Ich bin unserem Ziel, das Herz meiner Angebeteten zu erobern, ein großes Stück näher gekommen! Bei dem Versuch in der Atanistadt ein par fliegende Wesen anzuheuern, um auf den in meinem letzten Brief erwähnten Teeth zu kommen, gerieten wir in einen Aufstand der Bewohner unterhalb der Atanistadt. Das Elend der Leute war doch zu groß und nachdem sie von einem Typen noch aufgewiegelt worden waren, dachten sie sie hätten eine Chance … du kennst das ja eh – so ein nichtsnutziges Pack! Und wie das Schicksal so will mussten wir natürlich den Atani zu Hilfe eilen. – was uns, unserem Ziel ein gutes Stück näher gebracht hat. Sie kamen in Scharen und es sah so aus als ob unser taktischer Vorteil (die Stadt von oben zu verteidigen) der mengen mäßig haus hoch überlegenen Masse an Taugenichtsen, nicht ausreicht um einen Sieg zu erringen. Doch dann kam meine große Stunde: Die Rettung meiner Janara! In unserer Dunkelsten Stunde, Gribba sah sich umzingelt vom Mob und dem Tode nah, hielt ich Janara, die sich in ihrer Verzweiflung ins Verderben stürzen wollte, zurück. Ich sage dir das ist schon ein richtiges Weib! Die kann sich wehren – ich sag dir – ho ho! Nachdem ich sie dazu brachte einen klaren Kopf zu bekommen, konnten wir besonnen agieren. So werd ich wohl weiter Versuchen mich ihr zu nähern…

PS: Bezüglich unseres Problems: ich hoffe dir da bald weiter zu helfen und dir näheres berichten zu können.

Dein Freund

Auszüge aus dem Logbuch der Huntress

geführt von Janara Jonovian, Kapitänin

18. Zahltag, 19 n.d.F.

Wir sind in Marao eingelaufen. Es wimmelt hier nur so von unterernährten und verkommenen Pack. Wenn wir irgendwo leicht Sympathisanten gewinnen können, dann hier. Ich befehle Nahrungsmittel unter den Herumlungernden zu verteilen. Von den Atanis ist nichts zu sehen. Sie sollen sich mit ihren Reichtümern, gewonnen aus dem Verkauf der xxx-Pflanze, in ihren Baumfestungen zurückgezogen haben, hat mir einer der Antriebslosen erzählt. Mich wundert das nicht.

19. Kaisertag, 19 n.d.F.

Wir haben unter der maquanischen Bevölkerung das Gerücht aufgeschnappt, dass ein Untier, ein Schlinger, unter den Atani wüten soll. Wir werden Hilfe anbieten und damit hoffentlich Zutritt zur Stadt erhalten. Der Name meines geliebten Ras allein, war nicht genug, um die Wachen rumzukriegen.

19. Bußtag, 19 n.d.F.

Ras’ Tante hat uns empfangen. Sie behauptet, er wäre ein Angeber und Säufer gewesen, der abgehauen wäre, nachdem er die Prüfung zum Wundflicker wiederholt nicht geschafft hätte. Das macht mir erst bewusst, wie jung und naiv ich noch vor eineinhalb Jahren war. Gerade deshalb war es das Beste, was mir passieren konnte, auf Ras reinzufallen. Er hat mich – wohl unfreiwillig – gelehrt, dass man bereit sein muss seine Ideale zu überdenken, um wirklich etwas zu verändern. Ich wünschte ich könnte nach Kiera zurückreisen, um meine Schwester Juscha um Hilfe zu bitten. Doch solange ich nicht erwarten kann, jubelnd empfangen zu werden, so lange werde ich das Vaterland meiden. Lang lebe der Kaiser!

19. Geistertag, 19 n.d.F.

Wir haben den Schlinger gesucht und nur einige Seeschlangen aufgetrieben. Ein junger, kräftiger Redman namens Spat, den wir erst vor kurzem rekrutiert haben, ist dabei dem Tod von der Schippe gesprungen. Er hat viel Potential und ich habe ihn in meine Kajüte eingeladen, damit ich ihn aller Ruhe die Sage von Dirk von Ruhmsfeld und Angrus, von der Zwergenbardin und dem Paladin vortragen kann. Schon als kleines Mädchen habe ich mir Angrus so wie ihn vorgestellt. Ich hoffe, die kieranischen Hexameter langweilen ihn nicht. Er scheint nicht der hellste zu sein. Die Suche werden wir morgen fortsetzen.

19. Straftag, 19 n.d.F.

Der Schlinger hat sich erneut nicht blicken lassen. Wir zweifeln an seiner Existenz. Er könnte sich in diesem kleinen Becken, wohl kaum vor uns verbergen. Und er muss hungrig sein. Unter den Masquani ist eine Seuche ausgebrochen. Ich empfinde das als die gerechte Strafe für ihre Untätigkeit. Manchmal frage ich mich, warum wir Caribdus retten wollen. Wäre es nicht viel besser, all diese Taugenichtse ersaufen zu lassen? In Wahrheit sind die meisten von ihnen schon ersoffen. Nur die Stärksten haben überlebt und wenn das Wasser sinken wird und die Länder wieder freigeben, dann wird eine glorreiche Zeit anbrechen. Unter dem Banner von Kiera werden wir Frieden und Ordnung herstellen. Nur diese seltsamen Menschen machen mir Sorgen. Sie sind ohne Zweifel talentiert, doch was wenn immer mehr von ihnen kommen? Könnten sie Kieras Glanz gefährden? Ich werde mich mit diesen Menschen unterhalten müssen, denn sie verfügen über mehr Wissen, was die Gesetze der Mechanik betrifft, als unsere klügsten Philosophen. Vielleicht können sie die Schleuder bauen, die wir benötigen, um Tessas magische Insel zu bezwingen.

19. Markttag, 19 n.d.F.

„Aufstand! Revolte!“, so schallte es zwischen den Baumriesen. Hundertschaften des Pöbels stürmten die erhabene Atani-Stadt, nachdem ihr Rädelsführer, der Verräter von der „Searcher“, den /Lebensbaum/ gesprengt hatte. Ich und der Kern meiner Besatzung, waren gerade in der Stadt um eine Audienz beim Altenrat zu erhalten. Der Captain der „Searcher“ hatte uns und den Atani die Lügengeschichte mit dem Schlinger aufgetischt. Jetzt zeigte er sein wahres Gesicht. Zum Glück konnten wir ihm dieses nach kurzem Kampf von seinem dreckigen Kopf trennen. Die Besatzung seines Schiffes lief uns geradewegs in die Arme und selbst dass es über dreißig Mann waren, konnte meiner kampferfahrenen Crew kein Wimpernzucken abringen. Wir haben sie bis auf den letzen Mann ausgetilgt. Fast, denn als der wichtigste Scherge des Captains wie ein Feigling floh und Spat ihm nacheilte, wurde er durch einen hinterlistigen Trick in den Tod gestoßen. Ich bezweifle in nächster Zeit einen genauso vielseitigen Adjutanten zu finden. Schade, wie Angrus in der Sage starb er zu früh. Wir wollten der fliehenden „Searcher“ am Landweg nachsetzen, wurden jedoch in ein Gefecht verwickelt. Eine Hundertschaft dreckiger Wegelagerer versuchte die Stadt zu stürmen. Die Atani waren klar in der Minderheit. Der treue Gribaa warf sich gleich beherzt in die Mitte der Schlacht, doch wir hätte ahnen müssen, dass die Verräter vor keiner Niederträchtigkeit zurückschreckten. Von dutzenden Feinden umringt, zerfiel die Kette seines Graelballs in ihre einzelnen Glieder, als hätten sie diese, als wir vor Tagen an Bord der „Searcher“ waren, manipuliert. Während wir anderen uns noch nach einer Möglichkeit umsahen die Übermacht zu teilen, fielen die Plünderer wie Ratten über Gribaa her. Selbst seine zähe Haut konnte den Ansturm nicht auf Dauer ertragen. Der Anblick, wie diese Maden seinen wehrlosen Leib schunden, selbst nachdem er zusammengebrochen war, machte mich wahnsinnig. Mein langjährigster Gefährte sollte hier verbluten? Selbstlos wollte ich mich in das Getümmel der Schlacht werfen, doch Nebudkat hielt mich zurück. Bis jetzt kann ich nicht sagen, ob es Feigheit war, oder Mut, die ihn so handeln ließ. Es waren nur Sekunden, die er mich halten konnte, und doch – als ich endlich frei war – hatten sich die Angreifer von Gribbas, aus tausend Wunden blutenden, Körper abgewandt und ich konnte ihn stabilisieren, ohne gleich attackiert zu werden. Bald darauf waren die Feiglinge in die Flucht geschlagen. Wir hatten die Stadt der Atani gerettet. Als Dank erhielten wir einen Samen, der Tote wiederbeleben kann, so heißt es. Auch zwei Atani werden uns an Bord der „Huntress“ begleiten. Das schönste am Sieg war jedoch der malerische Anblick, wie die Atani vor einem großartigen Sonnenuntergang, die Letzten der Aufständischen mit Brandbomben ausmerzten. Selbst das große Feuerwerk von Kiera kam nie an dieses Spektakel heran. Das mag vielleicht aber auch daran liegen, dass ich dort stets nur Zuschauerin gewesen war, während ich in der „Feuerstunde von Marao“, wie ich sie nennen, selbst den Zündstoff geliefert habe. Lang lebe Kiera! Lang lebe der Kaiser!